Streetart Bunte Farben statt grauer Stromkästen

Alex Weigandt und Jaroslaw Masztalerz schaffen kleine Kunstwerke in der Stadt. Schon vier Kästen mit leuchtenden Motiven geschmückt.

Foto: Friedhelm Reimann

Krefeld. Seit einiger Zeit wird Krefeld durch vereinzelte Kunstwerke verschönert. Ein Stück Natur und das Kaiser-Wilhelm-Museum verewigt auf Stromkästen. Verantwortlich für diese Kunst sind Alex Weigandt und Jaroslaw Masztalerz, die beide seit 2013 Kommunikationsdesign an der Hochschule Niederrhein studieren.

„Wir kommen aus der Graffiti- und Comicszene“, berichtet der 32-jährige Masztalerz, der nach dem Mauerfall aus Polen eingewandert ist. Auch Weigandt kommt aus dem Osten. 1994 hat er seine Heimat Kasachstan verlassen. Kennengelernt haben sich die Kreativen vor 20 Jahren über die Schule, einen gemeinsamen Sport und die blühende Graffitiszene in Monheim am Rhein. „Heute benutzen wir die Sprühdose nur noch als Mittel zum Zweck. Jedes Werkzeug ist für eine bestimmte Anwendung prädestiniert“, so Masztalerz. Für die Gestaltung der Stromkästen greifen sie auf einen Pool von Hilfsmitteln zurück. Eine Bürste erzeugt schöne Strukturen, feine Linien lassen sich mit einem Pinsel ziehen, und die Sprühdose ist ideal für Schattierungen. Zudem hält der Graffiti-Lack auf fast jedem Untergrund und deckt hervorragend.

Rund zwei Tage Arbeit stecken sie in einen Stromkasten. In den letzten Wochen und Monaten haben die Designer vier Kästen bemalt. Zwei weitere sollen in Kürze folgen. Doch warum das Kaiser-Wilhelm-Museum? „Die Hochschule Niederrhein zahlt uns das Material im Rahmen eines freien Projektes im Zuge der Neueröffnung des Kaiser-Wilhelm-Museums“, erläutert Weigandt.

Ursprünglich hatten die Designer bereits vor acht Jahren die Idee, den städtischen Raum in Monheim zu verschönern. Besonders sozialschwache Gegenden wollten sich die Beiden vorknöpfen und neu gestalten. „Realisiert wurde dies dann aber erst hier in Krefeld. Unsere Idee wurde mit dem Thema der Professorinnen zusammengeführt“, erklärt Masztalerz. Die unterstützenden Professorinnen sind Kerstin Plüm und Sigrun Prahl. Der künstlerische Gedanke hinter der Aktion: „Anstatt die Kunst ins Museum zu bringen, bringen wir das Museum mit der Kunst auf die Straße.“

Natürlich malen Masztalerz und Weigandt die Kästen nicht illegal an und lassen sich dies von der Hochschule finanzieren. „Wir haben eine Genehmigung von der Telekom, der gehören die Kästen. Die Stadt hat damit nichts zu tun“, erklärt Weigandt. Damit die Kunstwerke nicht polarisieren und die Stadt wirklich verschönern, haben die Künstler stets ein neutrales Motiv gewählt. Das Museum in verschiedenen Landschaften.

Am ersten Wochenende im September wollen die Künstler den fünften Kasten an der Ecke Gladbacher Straße zur Lewerentzstraße bemalen. Interessenten können den Graffitisprayern dann per Live-Stream auf Facebook über die Schulter schauen. Damit die Stromkästen auch noch einige Jahre so gut aussehen, werden die Acryl- und Lackfarben am Ende mit Klarlack versiegelt. „Wir behalten sie dann im Auge und nehmen bei Bedarf auch Korrekturen und Ausbesserungen vor.“ Angst, dass Graffitisprayer ihre Kunstwerke übersprühen, haben die Beiden keine. Dafür seien sie in der Szene zu bekannt, und: „Echte Sprayer halten sich an den Kodex und übersprühen keine fremden Werke.“