Das bejubelte Ende von Meister Yoda
Auf seiner letzten Tournee stoppte Georg Schramm auch in Krefeld. In der Kulturfabrik gab es für den Kabarettisten viel Applaus.
Krefeld. Zum Jahresende beendet Georg Schramm seine Bühnenkarriere. Für seine Fans Grund genug, das Urgestein des politischen Kabaretts noch einmal zu besuchen. In der ausverkauften Kulturfabrik trat der 64-Jährige am Sonntag wechselweise in seinen Paraderollen auf — als renitenter, kriegsversehrter Rentner Lothar Dombrowski, als Militarist Oberstleutnant Sanftleben und als mitunter „dummer August“, hinter dem als Alter Ego sein Vater als proletarisch-komischer Sozialdemokrat steckt.
Leider ließ Schramm dabei einen roten Faden vermissen, wechselte wild zwischen politischen, militärischen und sozialen Themen, ohne einen Zusammenhang herzustellen. Erst kurz vor Schluss kam er zu seinem angekündigten Programm „Meister Yodas Ende“.
Als Altenheimbewohner Lothar Dombrowski leitet er eine Selbsthilfegruppe kämpferischer Senioren. Der politische Rentner will unter anderem gegen Politikverdrossenheit ein Zeichen setzen — mit berechtigtem Zorn als „Gestaltungskraft“, etwa wie bei den Wutbürgern von Stuttgart 21. Auch hier seien es vorwiegend aktive Senioren gewesen, weshalb Polizisten Probleme gehabt hätten, ihrem Auftrag, draufzuschlagen, gerecht zu werden. In solchen Momenten zeigt sich die ganze Stärke Schramms, wenn er knallhart und schonungslos, teilweise auch bitterböse formuliert.
Dann gelingen ihm Wortspiele, die sein Publikum begeistern. Etwa, wenn er von Worthülsen spricht, die im Brackwasser der Beliebigkeit untergehen. Seine Worte knallen oft wie Peitschenhiebe, knapp am Rande kranker Fantasien. Zum Beispiel, wenn er Senioren rät, sich vom Acker zu machen, anstatt im Pflegeheim dahinzudämmern. Sich erschießen wäre in diesem Fall sicher keine Lösung. Besser sei schon ein Zug, aber kein langsamer regionaler, sondern ein ICE.
Derart geharnischt kennt man Schramm und seine Figuren. Der bitterböse Satiriker, hat eine Mischung aus Spaß und Ernst so kultiviert, dass man nie so recht weiß, was davon gerade gemeint ist. So regte auch der Abend in der Kufa gleichzeitig zum Lachen und Nachdenken an. Ein langanhaltender Applaus war dem aggressiven Wortakrobaten sicher. Man wird ihn und seine Kunstfiguren vermissen.