Die Orgel als „Wind-Instrument“
Michael Austin auf der Suche nach der Leichtigkeit.
Krefeld. Der in Dänemark lebende Engländer Michael Austin hat am Sonntag die 11. Internationale Krefelder Orgelwoche eröffnet. Zwar fanden nur rund 70 Zuhörer den Weg in die Josefskirche, die aber erlebten ein ungewöhnlich lyrisches Orgelkonzert.
In der Auswahl seiner Stücke zeigt der 1941 in Nordengland geborene Musiker seine Vorlieben, die er an der Orgel in St. Josef besonders gut umsetzen kann. "That’s a wonderful instrument", schwärmt er und gesteht, er fühle eine Einheit mit diesem Instrument. Austin lobt die Klarheit und die großartige Akustik, die Klangfarben und das "mystische Element" der Orgel.
Es gebe zwei Möglichkeiten, eine Orgel zu verstehen und zu spielen: einmal als "Klavier mit Pfeifen" oder als "Wind-Instrument". Letzteres ist für Michael Austin der Ausgangspunkt, und dazu passend wählt er für sein Konzert zwei Werke des Barock und zwei von Komponisten des 19./20. Jahrhunderts.
Die Einleitung bilden Preludium und Fuge in g-moll von Dietrich Buxtehude. Dass der Organist danach Bachs Pastorale in F-Dur vorträgt, zeigt deutlich sein Konzept: Das Stück, das Natur und Hirtenleben idealisiert, vermittelt eine ungewöhnliche Leichtigkeit und Unbeschwertheit, bringt liedhafte und teilweise fast schon sphärische Klänge - wie es eben gut zu einem "Wind-Instrument" passt. Einen Bach im Forte beginnen und das 15 Minuten so durchzuhalten, sei für ihn "akustischer Selbstmord", erklärt Austin mit britischem Humor.
Seinen Maximen bleibt er ebenso mit Paul Hindemiths Sonate I. treu, die das bereits in den Satzbezeichnungen "mäßig bewegt", "ruhig", "Phantasie - frei" und "ruhig bewegt" erwarten lässt. Verspielt, romantisch, scherzend: Mit diesen Elementen ist Josef Rheinbergers Sonate VIII. in einem kaum wahrnehmbaren e-moll ebenso typisch für seine Vorlieben.
Das etwas majestätische Finale ändert nicht viel daran: Weiche Klänge und Schwebendes bestimmen das Spiel von Michael Austin, der besonders gerne in Deutschland konzertiert. Er liebt die reiche Musiktradition.