Kunst Digitale Grafiken mit überbordendem Detailreichtum
Krefeld · Ursula Baaken zeigt neue Arbeiten im Kunst-Spektrum der Gemeinschaft Krefelder Künstler.
Ursula Baakens Blätter sind keine Grafiken im herkömmlichen Sinne. Sie sind keine Kupferstiche, keine Radierungen oder Ähnliches. Die Künstlerin bearbeitet dann auch nicht mit dafür tauglichen Werkzeugen Druckstöcke aus unterschiedlichen Materialien. Baakens Druckvorlagen entstehen am Computer, sie benutzt als Oberbegriff für ihre Arbeiten die Bezeichnung „digitale Grafik“. Vom Detailreichtum und der Feinheit der Darstellung her aber sind Baakens Arbeiten Grafiken im besten Sinne. Unter dem Titel „Übergänge“ zeigt sie derzeit neue Arbeiten im Kunst-Spektrum der Gemeinschaft Krefelder Künstler.
Ein Großteil der Werke thematisieren das Sujet „Sintflut“
„Übergänge zwischen Leben und Tod, zwischen Tieren und Menschen und zwischen den Elementen“ bestimmen die umfangreichste Werkgruppe der Ausstellung, die sich mit der „Sintflut“ beschäftigt. Auf vielen Bildern dieser Serie ist ein Schiff zu sehen, wobei die biblische Arche in vielerlei Gestalt vorkommt. Um die Bootskörper herum tobt und tost die Natur. Aufgewühlte See und haushohe Wellen lassen das Rettungsgefährt nicht unbedingt als sicheres Transportmittel erscheinen, und wenn auf einem Blatt Vögel in großer Anzahl aus dem Schiff hervorbrechen, scheinen sie auf der Flucht vor dem, was sie doch eigentlich retten soll.
Die Serie „Sintflut“ sticht in der insgesamt beeindruckenden Ausstellung sicher noch einmal hervor. Man steht bewundernd vor diesen Blättern und rätselt, wie die Künstlerin es wohl gemacht hat. „Mit einer Fotobearbeitungssoftware“, beantwortet sie trocken die Frage. Ja sicher, denkt man, aber so perfekt hat man das ja kaum je gesehen.
Grundlage der Arbeiten sind immer Fotos, die entweder reale Gegenstände als Motiv haben oder Abbildungen von schon vorhandenen Bildern sind, etwa alten Stichen. Unzählige Fotos verarbeitet Baaken in einem Bild, verfremdet jedes einzelne, dehnt, staucht oder verzerrt es auf andere Weise. Nur selten sind die Ursprungsfotos noch als Fotos zu erkennen.
Wie gezeichnet sehen da manche Strichmuster aus, alle Blätter sind auch mit viel Gefühl für Spannung und Komposition abwechslungsreich vielfarbig ausgeführt. Wüsste man es nicht besser, würde man sagen, sie seien koloriert worden.
Die Detailvielfalt und Feinheit der Darstellung erreicht Baaken auch dadurch, dass sie auf ihrer virtuellen Staffelei, dem Computer, viele Darstellungsebenen für eine Arbeit übereinander schichtet. Man ahnt, dass die Künstlerin bei der Erzeugung ihrer opulent ausufernden Bildwelten, in denen sich der Betrachter verlieren kann, großen Überblick bewahren muss.
Zentrales Motiv einer anderen Serie, die allerdings keinen Übertitel hat, ist ein herbstlich getrocknetes, bereits etwas eingerolltes Blatt eines Baums. Auf allen Arbeiten befindet es sich zwischen Himmel und Erde, aber mal scheint es zu schweben, dann wieder zu steigen, dann wiederum zu stürzen. Die kraftvolle Dynamik der Arbeiten imponiert.
Sie mögen also am Computer entstanden sein, die Arbeiten der Ursula Baaken, doch hat sie sich mit ihrem digitalen Werkzeug eine eigene Handschrift erarbeitet, die über alle Arbeiten dieser Ausstellung hinweg spürbar ist. Da ist keine Beliebigkeit, da ist keine Stilunsicherheit, und vor allem ist da keine ziellose Experimentierwut mit den wahrscheinlich unendlichen Möglichkeiten des digitalen Zauberkastens festzustellen. Ursula Baaken hat ihre Mittel im Griff und versteht es meisterlich, ihre Sujets umzusetzen.