Eigentümliche Blicke auf die Welt
Bei einem Rundgang durch drei Krefelder Ateliers gibt es unerwartete Entdeckungen.
Krefeld. Auf den ersten Blick erscheinen die Bilder von Otte Mark wie rätselhafte Kalligrafien. In Wahrheit sind es Umschreibungen, die allerdings ihren Gegenstand so weit künstlerisch verändern, dass dieser im Wortsinn zur Leerstelle wird. Mark ist einer von drei Künstlern, die die Gelsenkirchener Galeristin Jutta Idelmann bei der Aktion „Meet the artist“ am nächsten Wochenende in ihren Krefelder Ateliers präsentiert.
Seit 1984 lebt Mark, Jahrgang 1940, in Krefeld, bisher ist er kaum in Erscheinung getreten. Das verblüfft bei der Qualität seiner Arbeiten. Schablonen etwa des ägyptischen Anch-Kreuzes oder profaner eines Schlüssels sind Ausgangspunkte seiner aktuellen Werke. Er umfährt sie mit einem Leim-Wasser-Gemisch. Auf diese Spur bringt er Farbe auf, die unkontrolliert verläuft.
Arrangiert Mark eine Schablone mehrfach auf einem Blatt oder einer Leinwand, wird immer unklarer, was der Ausgangsgegenstand war. Die Produkte dieses geplanten Zufalls sind von anziehender Rätselhaftigkeit.
Auf den Gemälden und Fotografien von Renate Olbrich, geboren 1941, sind Leerstellen nicht zu finden, deshalb sind sie aber nicht leichter zugänglich. Auf Fotos präsentiert sie Stillleben, auf Malcollagen ein auf den ersten Blick unvereinbares Nebeneinander verschiedener Motive.
Die großformatigen Abzüge hat die gelernte Fotografin überwiegend im eigenen Labor entwickelt und dann solarisiert. Die verfremdeten Farben sorgen für eine äußerst eigentümliche Aura.
Architektur, Pflanzen, Tiere, Mönche — auf den Malcollagen mischt Olbrich wüst die Motive. Große Farbkontraste und die klare Abgrenzung einzelner Farbflächen verstärken den Eindruck scheinbarer Zufälligkeit. „In der Welt sein“ nennt sich diese Gemäldeserie, die radikal subjektiv die Vielfalt des Daseins spiegelt.
Tamara Steinhart, Jahrgang 1954, zeigt großformatige Porträts in hyperrealistischer Malweise. Ihre Frauengesichter sind fiktiv, Vogelnester in den Frisuren surreale Beigaben. Intensive Blicke bewirken einen spannenden Dialog mit diesen erdachten Personen.