Ein Album Krefelder Nostalgie
Auf 232 Seiten haben Andreas Storz und Helmuth Bayen wieder historische Ansichten und Kuriosa versammelt.
Krefeld. Andreas Storz und Helmuth Bayen sind bekennende Jäger und Sammler. Auf Trödelmärkten, in Kellern und privaten Archiven suchen sie alte Fotos und Postkarten mit Krefelder Motiven. Dabei stoßen sie auf historische Stadtansichten, längst vergessene Anekdoten und jede Menge Kuriosa. Dass einst tatsächlich jemand auf die Idee kommen konnte, Krefeld als „Klein-Paris“ zu vermarkten, wirkt angesichts des heutigen Stadtbildes jedenfalls recht skurril.
Bereits zum dritten Mal haben Storz und Bayen nun ihre schönsten Fundstücke in einem Buch zusammengestellt. „Unser C(K)refeld — von 1897 bis heute“ greift das Konzept der beiden erfolgreichen, längst vergriffenen Vorgänger auf: Sortiert nach Stadtteilen und Straßennamen zeigen die Autoren historische Fotos und stellen aktuelle Aufnahmen gegenüber. „Es handelt sich ausschließlich um frisches Material“, betont Storz. „Kein Bild aus den beiden ersten Bänden wird wiederholt.“
Krasse Kontraste machen vor allem die Fotos aus der Innenstadt sichtbar. An der Scheutenstraße, die früher Jakobstraße hieß, sind die alten Häuser einer Spielothek gewichen, von der Klosterstube an der gleichnamigen Straße sind nur Parkplätze und eine verschmutzte Hausfassade übrig geblieben. Wo an der Neusser Straße früher Gold, Silber und Juwelen verkauft wurden, ist heute Döner im Angebot. Die Stärke des Buchs liegt gerade darin, solche Kontraste für sich wirken zu lassen und auf kulturpessimistische Kommentierung weitgehend zu verzichten.
Ohnehin ist das Werkzeug der Heimatforscher Storz und Bayen nicht die historische Analyse, wie es etwa in den fünf Bänden der Krefelder Stadtgeschichte der Fall ist, sondern die Nostalgie. Immer wieder bieten sie Anlass zum Schmunzeln, etwa mit Hilfe alter Reklame. So warb die Fabrik Th. Coelen 1912 für die antiseptische Tierseife „Haidy“ („Unentbehrlich für das gesunde u. kranke Tier“), der Fabrikant August Roelofsen für sein Tafelgetränk „Apfelsinen-Röschen“.
Den Autoren geht es darum, ein Album des Alltags aufzublättern. Neben städtebaulichen Veränderungen stehen daher die Arbeitswelt und die Freizeitgestaltung im Vordergrund. Viele lang verschwundene Gaststätten sind zu sehen, die Sprödentalkirmes des Jahres 1928 und ein Mitgliedsausweis der „Flaschisten-Bewegung — Deutscher Berufstrinker-Verband“, die sich strenge Regeln auferlegte: „Sollte der Inhaber dieses Ausweises wider Erwarten in nüchternem Zustand angetroffen werden, erlischt die Mitgliedschaft.“