Schwebende Posaunenklänge
In St. Cyriakus spielte das Quartett Opus 4 weihnachtliche Stücke aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
Es schien, als hätten die Fanfaren schon zum Konzertbeginn über den Marktplatz geblasen, so strömten am Samstagabend die Besucher zum Weihnachtskonzert in St. Cyriakus. Das Posaunenquartett Opus 4, das 1994 als Posaunenquartett des Leipziger Gewandhausorchesters gegründet wurde, füllte die Kirche.
Wenn auch derzeit nur noch zwei Mitglieder aus dem renommierten Orchester stammen, so versprach das Konzert doch Posaunenklänge auf hohem Niveau. Jörg Richter (Alt- und Tenorposaune), Dirk Lehmann und Stephan Meiner (Tenorposaune) und Wolfram Kuhnt (Bassposaune) hatten für ihren Auftritt in der Ferne ein Programm überwiegend aus Musik des 16. und 17. Jahrhunderts ausgewählt — eine klingende Zeitreise durch Renaissance und Barock.
Auch mit der Gliederung des Programms in „Partite“ griffen die Musiker organisatorisch in das späte 16. Jahrhundert zurück. Damals wurde es modern, mit einer „Partita“ Variationsreihen eines Werkes aufzuführen. So begann man mit einer Partita über „Nun kommt der Heiden Heiland“. Die Variationen dazu lieferten Andreas Raselius (1583-1602), Johann H. Schein (1583-1630) und Johann Sebastian Bach (1685-1750). Mit ihrem Spiel bewiesen die vier Blechbläser, welch auffallend weichen Klang ihre Instrumente hervorbringen können. Dabei fiel die Variation von Bach durch einen überraschend schwebenden, sphärischen Klang auf. Die Camerata vocale unter der Leitung von Matthias Zangerle führte mit ihrem Gesang das Prinzip der Variationen um das Thema „Machet die Tore weit“ weiter fort und wagte musikalisch einen — wohltuenden — Abstecher in das 20. Jahrhundert mit der Liedfassung von Walter Rein (1893-1955).
In der zweiten Hälfte des Konzerts kam buchstäblich mehr Bewegung in die Veranstaltung. Von der südlichen Seitenempore sangen die Camerata vocale unterstützt von Mitgliedern des Kirchenchors St. Cyriakus, den Posaunisten und Zangerle an der Orgel. Darauf folgte im Intermezzo der Posaunen die Partita über „Vom Himmel hoch, da komm ich her“.
Zum Abschluss boten die vier Blechbläser gemeinsam mit Zangerle an der großen Metzler-Orgel eine Partita zur Weihnachtszeit von italienischen Meistern um 1600. Dabei zeigte sich, dass eine Orgel mit ihrer klanglichen Vielfalt auch für die eingeschränkten Möglichkeiten eines Posaunenquartetts eine willkommene Bereicherung darstellt. Als Dank für den Applaus gab es zwei Zugaben.