Kaiser-Wilhelm-Museum Ein bisschen KWM fürs eigene Zuhause
Das Kunsthaus ist gerade frisch eröffnet — jetzt auch mit Museums-Shop. Schon ist das erste Produkt ausverkauft. Hinter allem, vom Block bis zur Kissenhülle, steckt Jutta Schulz.
Krefeld. Grußkarten, Notizblöcke, Kalender, Papierservietten, verschiedene Textilien — das Sortiment des Museums-Shops im Kaiser-Wilhelm-Museum (KWM) klingt zunächst nicht außergewöhnlich. Aber das ist es. „Da muss man erst einmal ein zweites Museum finden, das so etwas im Angebot hat“, sagt Jutta Schulz nicht ohne Stolz, „hier geht es nicht darum, einfach mal ein Monet-Bild oder so auf eine Tasse zu drucken.“
Die Produktdesignerin aus Uerdingen steckt hinter dem kompletten Sortiment — von der Grußkarte über Blöcke, Kalender und Servietten bis zu einem Lampenschirm, einer Kissenhülle oder einer Flaschenhusse, die sogar bereits ausverkauft ist. Dabei hat die gesamte von ihr entwickelte Palette einen Bezug zu Stücken aus der riesigen Sammlung des KWM.
Auf Betreiben der Freunde der Kunstmuseen sollte im sanierten Haus nach der Sanierung ein Shop eröffnen. Aber zu Beginn war auch bereits klar, viel Platz würde es dafür nicht geben. Und deswegen sollte das Angebot, wie sich die Sammlungskustodin Dr. Magdalena Holzhey ausdrückt, „fein und eng mit der Sammlung verbunden sein“.
Dabei konnten sie und Anahita Teymourian-Pesch von den Museumsfreunden bei der Suche nach Motiven und Mustern für eine Vorauswahl, mit der Jutta Schulz arbeiten konnte, aus dem Vollen schöpfen. Entwürfe für Textilien, Möbel und Objekte der namhaftesten Designer von 1900 bis 1915 gehören zu den Schätzen des KWM. Von Tapetenmustern, Buchumschlägen oder Stoffdruckschablonen konnte sich die Produktdesignerin inspirieren lassen.
Gleichzeitig sollte es aber „nicht nur retro sein“, betont Schulz, sondern weiterentwickelt werden von der kunstgewerblichen Sammlung ins Jetzt und Heute. Mit anderer Farbgebung zum Beispiel. Am Ende sollten wieder Gebrauchsgegenstände daraus werden. Keine Stehrümchen, die erst im Schrank verstauben und dann in den Keller wandern.
In den Vitrinen des Foyers sind zum Beispiel Geschenkpapierbögen nach einem Tapetenmuster von Richard Riemerschmidt zu finden oder ein Notizheft mit Deckblatt, das von einem Vorwalzpapier für Buchgestaltung aus dem Jahr 1900 inspiriert ist.
Den blumigen Rand von Kalenderblättern aus dem Jahr 1899 von Theodoor Willem Nieuwenhuis und Gerrit Willem Dijsselhof hatte Schulz zunächst für einen Kalender nutzen wollen, sich dann aber doch für Transparentleuchten entschieden.
„Die fantastisch gezeichneten Elemente dieser wunderschönen Jugendstil-Motive, die Feinheiten der Zeichnung werden zum Strahlen gebracht“, schwärmt Schulz, die an der Hochschule Niederrhein Produktdesign studiert hat und sich nach Stationen, in denen sie unter anderem im Heimtextilbereich oder für die Automobilindustrie arbeitete, vor 15 Jahren selbstständig gemacht.
Die kreative Krefelderin und ihre beiden Mitstreiterinnen freuen sich, dass mit jedem verkauften Taschenspiegel oder Magneten auch ein Stück KWM ins Zuhause der Menschen zieht. Bei der Zusammenstellung der 37-teiligen Papeterie-, Textil- und Dekorations-Kollektion habe sie sich immer vor Augen geführt, dass es „durch die Komplexität der Sammlung keine homogene Gruppe von Besuchern ist, die ins KWM kommen“.
Deshalb müsse man sich nicht nur bei der Auswahl „breiter aufstellen“, sondern auch preislich alles vom kleinen Mitnahmeartikel für 1,70 Euro bis zur Kissenhülle für 38 Euro bieten. Wobei bei Letzterem etwa der höchste Preis liegen sollte, was wiederum bedeutete, dass manche Ideen nicht verwirklicht werden konnten, weil sich bei Schulz’ Suche nach möglichen Produzenten die Kosten als zu hoch erwiesen. Dazu gehörten ein Fotoalbum mit aufwändiger Hülle, Gläser und Porzellandekor.
Da aber gerade Shop-Stücke, die eher im teureren Segment liegen, in den ersten Tagen sehr gut gelaufen sind, könnte eventuell noch das ein oder andere folgen. „Darüber kann man ja im zweiten Schritt noch einmal nachdenken“, sagt Schulz, die noch einiges an Ideen in der Schublade hat.
Insgesamt müsse man sich mit einem Shop, der alle ansprechen soll, auf jeden Fall breiter aufstellen und „die eigene Geschmackswelt außen vor lassen“, sagt die Produktdesignerin, die ein halbes Jahr am Konzept, an Entwürfen und und ihrer Umsetzung gearbeitet hat. Was die Ideen angehe, komme die Muse nicht dann, wenn man sich ganz konkret damit beschäftigte. „Stattdessen macht es plötzlich Klick, wenn man über einem völlig anderen Projekt grübelt“, erzählt sie von ihrer Tätigkeit.
Für Schulz schließt sich mit dem Shop-Projekt auf jeden Fall ein Kreis. „Mein Produktdesign-Studiengang geht ja auf eine Kunstgewerbeschule zurück, und aus der Krefelder Sammlung des Kunstgewerbes habe ich nun etwas entwickelt. Das ist toll.“