Ein böser Geist, der begeistert
Glänzende Uraufführung von „Dybbuk“ im Seidenweberhaus. Komponist Sarhan lobt „sehr gute Arbeit“ des Orchesters.
Krefeld. Der "Dybbuk" des französischen Komponisten Francois Sarhan (Jahrgang 1972) erlebte eine beeindruckende Uraufführung im Seidenweberhaus. Der dem jüdischen Volksglauben entstammende bösartige Geist schwebte und kämpfte musikalisch überzeugend dargestellt durch den Saal.
Obwohl der Dirigent Graham Jackson in seiner Einführung andeutete, dass man keine "genaue musikalische Abbildung" des Geistes hören würde und auch der Komponist, wie im Programmheft nachzulesen ist, keine Tondichtung schreiben wollte, kann man das Werk sehr wohl als ein anschauliches Gemälde in Tönen verstehen: das Flirren und Schweben zu Beginn, die lauten Passagen als Kämpfe, die zu einer Erschöpfungsphase führen, dann ein neues Aufflammen von Streit und anschließend ein Nachlassen der Kräfte, das in ein erneutes Schweben und Sich-Auflösen führt.
In großer Besetzung präsentierten die Niederrheinischen Sinfoniker das junge Opus. Es war eine "sehr gute Arbeit des Orchesters" lobte der anwesende Sarhan die gelungene Umsetzung. Auch das Publikum war von "Dybbuk" angetan und applaudierte kräftig.
Mit den ersten Takten von Mahlers 1. Sinfonie löste sich die Frage nach der Zusammenstellung des Konzertabends sofort in Wohlgefallen auf. Dieses 1888 entstandene Werk zeigte eine auffallende Verwandtschaft zur zeitgenössischen Geistergeschichte. Dabei war die Auswahl der Musikstücke für Jackson keine leichte Angelegenheit, musste er doch etwa eineinhalb Jahre vorher ein passendes Paket schnüren, ohne das Ergebnis der Auftragsarbeit zu kennen.
Die Darbietung der Niederrheinischen Sinfoniker ließ auch bei Mahlers sinfonischem Erstlingswerk keine Wünsche offen. Jubel belohnte sie für ihren großen Einsatz, Geister und Titanen akustisch erlebbar zu machen.
Auch Gustav Mahler war sich unschlüssig, ob sein Opus Programmmusik sei oder nicht. Vom Titel "Titan, eine Tondichtung in Sinfonieform", den er seiner Sinfonie zu ihrer zweiten Aufführung 1893 in Hamburg gab, nahm er wieder Abstand und ließ sie 1899 endgültig als "Sinfonie Nr. 1 in D-Dur" in gedruckter Form erscheinen.