Ein Dialog mit dem Zeichenstift

Der Krefelder Designer Malte Jehmlich nimmt an dem Myanmar-Projekt von Tim Isfort teil.

Foto: privat

Krefeld. Ihre Instrumente heißen Maung Zaing oder Pat Waing. Es sind Musiker aus Myanmar, früher als Burma bekannt, die sie bedienen. Der Bassist Tim Isfort hat 2010 einen Austausch mit diesen Musikern aus dem fernen Asien initiiert. Schon mehrfach waren sie im Rahmen des Projekts in Deutschland zu Gast, im letzten Herbst flog Isfort mit einer Gruppe nach Yangon (Rangun), der früheren Hauptstadt Myanmars. Mit dabei war der Krefelder Malte Jehmlich, Mitglied des Krefelder Designerkollektivs Sputnic.

Jehmlich ist kein Musiker, in Myanmar war er als Zeichner gefragt. Die Musiker probten für ein Konzert, das erst im Oktober 2014 in Yangon stattfinden wird, zur Wiedereröffnung des Goethe-Instituts. Jehmlich und sein myanmarischer Kollege Soe Thaw Dar sollen die Musik dann visuell unterstützen.

Neben Isfort sind der Saxofonist Jan Klare und der Geiger Sebastian Reimann beteiligt, weiterhin der italienische Gitarrist Francesco Dotati. Auf myanmarischer Seite sind Instrumentalisten am Trommelkreis (Pat Waing) und an der Gongreihe (Maung Zaing) sowie ein Flötist und vier Streicher dabei.

Mit Filzstiften und einem in unseren Breiten nicht mehr so ganz zeitgemäßen Overheadprojektor haben Jehmlich und Soe Thaw Dar während der Proben zum ersten Mal gemeinsam agiert. Ihre Zeichnungen entstehen parallel zur Musik und werden live projiziert.

„Wir versuchen, die kulturellen Unterschiede zu visualisieren“, erklärt Jehmlich. Dabei greifen sie auf historische Themen zurück — was ist typisch für Europa, was für Myanmar — oder reagieren spontan auf die Musik.

Von 1962 an wurde Myanmar von Militärregimen beherrscht. Seit 2011 öffnet sich das Land wieder, seit 2013 ist auch die Zensur abgeschafft. Soe Thaw Dar arbeitet als politischer Cartoonist, das Berufsbild ist gewissermaßen wieder neu in Myanmar.

„Die Menschen sind freundlich“, erzählt Jehmlich, der sich eine Woche lang nur innerhalb Yangons bewegt hat. Koloniale Architektur finde sich neben postmodernen Neubauten, Handyläden neben kleinen Küchen an der Bordsteinkante.

Um bei den nächsten Proben im Frühjahr und vor allem beim Konzert im Oktober nicht wieder auf den Overheadprojektor angewiesen zu sein, baut Jehmlich derzeit an einem großen Zeichentisch mit Projektionsmechanismus. Nach dem Konzert im Oktober wird das Projekt wohl auch in Deutschland zu sehen sein.