Geschichte Ein wichtiger Lern- und Erfahrungsort
Den Förderverein der NS- Dokumentationsstelle gibt es seit 25 Jahren. Für die Arbeit, die in der Villa Merländer geleistet wird, gab es viel Lob.
Krefeld. Über das große gesellschaftliche Spektrum, das am Samstagabend zur Jubiläumsfeier des Fördervereins der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld ins Glasfoyer des Theaters gekommen war, freute sich Barbara Behr sehr, wie sie es in ihrer Begrüßung auch gleich ansprach: „Die Gedenkstätte ist im Bewusstsein und Herzen der Krefelder verankert und nicht mehr aus der Stadt wegzudenken“, stellt die Vorsitzende fest. Dabei haben sich die Aufgaben des Vereins mit seinem Sitz in der Villa Merländer im Laufe des Vierteljahrhunderts gewandelt.
Die Dokumentationsstelle im Wandel der Zeit
Ging es anfangs um die Erforschung des Nationalsozialmus vor allem mit Bezügen zu Krefeld und dem Niederrhein, so ist inzwischen die Bildungsarbeit in den Vordergrund gerückt. „Es gibt immer weniger Zeitzeugen und zum anderen werden rechtspopulistische Einstellungen immer salonfähiger“, sagt Behr und konstatiert: „Wir brauchen heute die Villa Merländer mehr als vor 25 Jahren.“ Für die Stärkung der Erinnerungskultur hat der Förderverein die Villa Merländer — das ehemalige Wohnhaus des jüdischen Textilkaufmanns Richard Merländer, der im Konzentrationslager Treblinka ermordet wurde — zu seinem Forum gemacht. So nutzt der Förderverein die Villa an der Friedrich-Ebert-Straße 42 zum einen mit der ständigen Ausstellung der NS-Dokumentationsstelle und zum anderen mit Vorträgen, Literaturabenden, Begegnungsmöglichkeiten sowie weiteren Angeboten. „Wir wollen auch Vorstellungen über ein friedliches Zusammenleben entwickeln“, erklärt die Vorsitzende. Diese Bildungsarbeit sei sehr personalintensiv und deshalb sei man aktuell auch in Verhandlungen mit politischen Entscheidungsträgern, um diese Arbeit zu fördern.
Auch die Zukunft des Hauses müsse gesichert werden, um es in seiner heutigen Funktion erhalten zu können, denn es befindet sich noch in Privatbesitz. Mit einer klaren Aussage schließt die Vorsitzende ihre Rede: „Für die Zukunft des Vereins bin ich nicht bange.“ Für Oberbürgermeister Frank Meyer ist Bildungsarbeit ebenso ein wichtiges gesellschaftspolitisches Anliegen, „wo Geschichtsverdreher Konjunktur haben.“ „Wir müssen diesen Entwicklungen etwas entgegen stellen und dabei ist es nötig, das Wissen zu haben, um die Propaganda zu entlarven.“
Mehr als 2000 Schüler kommen in die Villa Merländer
Er ist stolz auf die NS-Dokumentationsstelle in Krefeld und ihre Bildungsarbeit. 2000 Schüler besuchen die Villa Merländer jährlich. Aber vom Förderverein werden auch Aktionen außerhalb, zum Beispiel Ausstellungen der Jugendlichen in den Schulen, unterstützt. Das enge Netzwerk zwischen der Villa Merländer und der Krefelder Bildungslandschaft lobt er ausdrücklich. „Die Stadt hätte es alleine über die Jahre nicht geschafft und ich danke dem Förderverein für diese wichtige Arbeit.“
Dabei stellt er auch heraus, dass an diesem Abend 25 Jahre Förderverein gefeiert werden, während die Eröffnung des „NS-Dokumentations- und Begegnungszentrums“, wie es anfangs hieß, bereits Ende 1991 stattfand. „Und mit unendlich großer Leidenschaft leisten hier Frau Dr. Ingrid Schupetta und Burkhard Ostrowski ihre Arbeit.“
Oliver Keymis Vize-Präsident des NRW-Landtags, hob in seiner Rede ebenfalls heraus, dass in Zeiten, in denen „Lügen und böser Vorsatz wieder salonfähig geworden sind“, die Bedeutung eines solchen Lern- und Erfahrungsortes heraus: „Jugendlichen muss die Folge von Antisemitismus und Nationalismus deutlich gemacht werden.“ Wie der Verein Villa Merländer in den vergangenen 25 Jahren dieser Arbeit nachgekommen ist, schilderte die Geschäftsführerin Ingrid Schupetta mit vielen Bildern und lebendigen Erinnerungen. Dabei konnte sie sich oftmals freuen, dass zahlreiche Personen, die bereits während der Anfangszeit dabei waren, noch immer aktiv sind und natürlich ebenso bei der Jubiläumsveranstaltung nicht fehlten.
Für den geselligen Austausch bot man neben dem Plausch am kalten Buffet weitere Gelegenheit und musikalisch sorgten „Die Grenzgänger“ mit Liedern aus dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus für eine angemessene Unterhaltung und Weiterbildung.