Elektro-Hymnen zum Pathos-Pop
VNV Nation begeistern ihre Fans in der Kulturfabrik.
Krefeld. Wer glaubt, düstere Elektronik könne bei Zuhörern kaum für überschäumende Emotionen oder gar Begeisterungsstürme sorgen, der dürfte spätestens bei VNV Nation eines Besseren belehrt werden. Gut zwei Stunden boten sie den 1000 Fans in der ausverkauften Kulturfabrik ein mitreißendes, extrem tanztaugliches Set aus melodiösem Elektro und rauem Pessimisten-Pop.
Schon vor dem Auftritt des englisch-irischen Duos um Frontmann Ronan Harris kamen die vornehmlich schwarz gekleideten Fans in Sachen Techno, EBM und Synthie-Pop voll auf ihre Kosten. So durften die beiden Support-Acts Frozen Plasma und Rotersand ihre dunklen Soundlandschaften zu pumpenden Beats ausbreiten. Diese sogar mit E-Gitarre verstärkten Dancefloor-Nummern ließen den Funken aber nicht überspringen.
Für Elektro-Hymnen zwischen Pathos, Melancholie und Weltschmerz scheinen VNV Nation dagegen im Bereich Alternativmusik derzeit eine Ausnahme darzustellen. Bestes Beispiel ist dabei ihr aktuell siebtes Studioalbum "Of Faith, Power and Glory", vom dem sie vier aktuelle Songs präsentierten.
Das Publikum erweist sich bei den neuen Stücken textsicher und klatscht frenetisch Applaus. Ronan Harris, anfangs ein wenig kurzatmig und verspannt, braucht kaum zu animieren. Der 43-jährige Sänger lässt sich zu den, wie er selbst sagt, "seriösen Texten mit tiefer Botschaft" auf einer Welle der Begeisterung tragen, während Drummer Mark Jackson mit zwei Keyboardern die Rhythmussektion bedient. Hymnische Uptempo-Nummern wie "Beloved" oder "Standing" wechseln sich mit sphärischen Balladen wie "Further" oder "Illusion" an einem Konzertabend ab, der alle Besucher mit einem guten Gefühl nach Hause entließ - Weltschmerz kann doch so schön klingen. jek