Emma in tanzender Kulisse

Im Stadttheater wurde die Premiere von „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ bejubelt.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Seit 1960 reisen „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ durch die Phantasie der Kinder. Autor Michael Ende hat einen Kinderbuchklassiker geschaffen, der dank der Fernsehausstrahlung der Fassung des Marionettentheaters Augsburger Puppenkiste noch populärer wurde. Im Krefelder Stadttheater feierte der beliebte Stoff gestern als Kinderstück Premiere, und Großeltern, Eltern und Kinder bejubelten hemmungslos die pfiffige Aufführung.

Die Bekanntheit eines Stoffs kann zum Hemmschuh für eine Inszenierung werden, Regisseur Gerald Gluth-Goldmann, Ausstatterin Anne Weiler und Dramaturg Dirk Wiefel umschiffen diese Gefahr ohne Anstrengung.

So stört es niemanden, dass der Bühnen-Lukas zwar so stark ist, wie das Original beschrieben wird, dafür aber nicht so rundlich, der Kampf zwischen Lokomotive Emma und dem Drachen Frau Mahlzahn nicht oder vielmehr ganz anders stattfindet und man am Ende auch das Staatsschiff des Kaisers von Mandala nicht sieht.

Dafür erblickt man bis ins Detail liebevoll gestaltetes Theater. Das fängt beim Bühnenbild an. Die Insel Lummerland ist „nur“ ein Bodentuch, das Meer darum auch, aber ein kleiner Lichteffekt reicht schon aus, damit sich die Wellen kräuseln.

Die Häuser auf Lummerland, später auch die in der Hauptstadt von Mandala, Berge und Vulkane sind dank Rollen mobile Bühnenelemente. Und der tolle Nachbau von Lokomotive Emma kurvt fröhlich durch die tanzenden Kulissen.

Florian Schmidt-Gahlen ist Lukas der Lokomotivführer, Marcus Abdel-Messih spielt Jim Knopf, Paula Emmrich, Thomas Wenzel, Daniel Cerman, Markus Rührer und Ping Ting Zang teilen sich die zahlreichen anderen Rollen, von Frau Waas bis zu Frau Mahlzahn (beides Emmrich), von Herrn Tur Tur, dem Scheinriesen, bis zum Kaiser von China, vom Halbdrachen Nepomuk bis zur Prinzessin Lisi, womit nicht alle genannt sind. Aus dem homogenen Ensemble, dessen Spielfreude niemals zu Klamauk verkommt, soll hier keiner hervorgehoben werden.

Warum Herr Tur Tur berlinert und König Alfons Schwyzerdütsch spricht, erschließt sich nicht. Dass Jim und Lukas sich anspringen, wie man es vom Pogotanzen kennt und Jim und Ping Pong eine kleine Breakdance-Einlage zeigen, sind Modernismen, die die Geschichte sanft ins Heute ziehen.

Diese wird im Übrigen nicht in groben Zügen, sondern in der nötigen Ausführlichkeit erzählt. Einen unaufdringlichen Soundtrack hat dazu Michael Kaden geschrieben, den er mit Bernd Winterschladen und Achim Fink live auf der Bühne spielt. Das Lied „Eine Insel auf zwei Bergen“ wird mehrfach variiert.