Fabrik Heeder: Theater, Tanz und Tango
Wo früher schönste Tapeten hergestellt wurden, wird seit einem Vierteljahrhundert vielfältige Kunst geboten: Die Fabrik Heeder feiert Silberjubiläum.
Krefeld. In den 80er Jahren entstanden in vielen leerstehenden Produktionsgebäuden kulturelle Zentren. So auch in Krefeld südlich des Bahnhofs. Das Kulturamt entwickelte zusammen mit der Hochbauabteilung der Stadt ein Nutzungskonzept. „Theaternutzung, Bürgersaal, öffentliche Begegnungsstätte, Bezirksverwaltung, Familienfürsorge und Wohnungsnutzung“ zählt Jürgen Sauerland-Freer, Leiter des Kulturbüros, auf.
Im April 1989 eröffnete der damalige Oberbürgermeister Dieter Pützhofen das Kulturzentrum mit der bunten Aufgabenmischung offiziell. Schon im November 1988, ein halbes Jahr zuvor, gab es ein erstes Theaterstück. Das Stadtschultheater führte unter der Leitung von Inge Brand „Zicke-Zacke“ auf. Das Jugendstück von Peter Terson hatte 20 Jahre zuvor einen handfesten Skandal entfacht: Hans Neuenfels hatte in Heidelberg inszeniert.
Auch das Stadttheater nutzte die Fabrik Heeder: Für seinen Fundus, für Proben und zum ersten Mal als Spielstätte im März 1989. „Leonce und Lena“ von Georg Büchner wurde aufgeführt. Zudem wohnten anfangs Gastkünstler des Stadttheaters in Wohnungen der Heeder, bis 1993 Flüchtlinge aus der DDR. Danach wurden aus allen Wohnungen Büros. In ihnen arbeiteten das Kulturamt, das Frauenkulturbüro und das Kresch (Krefelder Schul- und Jugendtheater).
Im Jahr 1990 fand die erste Ausstellung in der Fotogalerie statt, Auftakt zu einer langen Reihe, die jetzt aufgrund des Nothaushaltes eingestellt werden musste. Ähnlich ging es dem alljährlichen Open-Air-Kino im Innenhof, das aus demselben Grund nicht mehr weitergeführt wird.
Gastspiele in den Sparten Theater und Tanz waren von Beginn an Markenzeichen des kulturellen Zentrums. Daraus entstand die Idee, eine eigene Reihe zu gründen. Seit 1994 bereichert „Move! — Krefelder Tage für modernen Tanz“ die Szene in NRW. Eine Tanzmesse kam 2008 hinzu, die nun regelmäßig stattfindet.
Die Fabrik Heeder erweiterte ihr Angebot: Figuren- und Kindertheater wurden aufgeführt, Dokumentar- und Spielfilme gezeigt, Jazzmusik gemacht. Erstmals fand 1985 ein Bandoneon-Festival statt — der Krefelder Musikalienhändler Heinrich Band hatte das Instrument in der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt. 1996 gab es ein zweites Festival, seitdem widmet man sich alle zwei Jahre dem Bandoneon und seiner Musik, dem Tango.
21 Jahre nach der Einweihung wurde eine zweite Bühne offiziell ihrer Bestimmung übergeben: Oberbürgermeister Gregor Kathstede weihte 2010 Heeder II ein. Das eröffnete neue Möglichkeiten für den Spielbetrieb des Kreschtheaters und für das Kulturbüro. Lesungen des Literarischen Sommers finden auf dieser Bühne statt und modernes Tanztheater kann zu einem Festival einladen.
In der Pförtnerloge, die während des Umbaus saniert wurde, manifestiert sich ein weiterer Programmpunkt des Kulturbüros: Kooperation, hier mit dem Fachbereich Design der Hochschule Niederrhein.
Mit ihren drei Säulen Tanz, Theater und Tango, zahlreichen Gastspielen und enger kultureller Vernetzung hat sich die Fabrik Heeder zu einem unverzichtbaren Teil des Krefelder Kulturlebens entwickelt.