Ausstellung Fotograf holt Skulptur nach Krefeld
Krefeld · Sharon Ya’ari bereitet eine Ausstellung in Haus Esters vor. Er holte dazu ein tonnenschweres Werk aus Israel.
Der israelische Fotograf Sharon Ya’ari zeigt unter dem Titel „The Romantic Trail and the Concrete House“ im Krefelder Museum Haus Esters ab 8. März seine erste Einzelausstellung in Deutschland. Ein Raum in der Bauhaus-Villa ist einem Ort gewidmet, den Ya’ari seit mehreren Jahren immer wieder aufsucht: Es handelt sich um einen öffentlichen Platz in der Großstadt Be’er Scheva im Süden Israels. Von dort wurde eine Skulptur auf dem Seeweg nach Bremerhaven und von hier aus per Tieflader nach Krefeld gebracht. Die kleinsten Elemente wiegen etwa 120 Kilogramm, das größte Objekt über eine Tonne. Für die Ausstellung werden sie im Garten von Haus Esters aufgebaut.
Die Installation von einem Platz in Be’er Scheva wurde vermutlich in den 1970er- Jahren angelegt. Als urbane Skulptur, Spielplatz, Treffpunkt der Nachbarschaft blieb der Platz mit seinen Betonelementen als einzige Konstante inmitten der urbanen Wüste erhalten. Ya’ari ist immer wieder an diesen Ort gereist und hat seine Veränderungen fotografisch dokumentiert. Die wachsende Großstadt fordert neue Strukturen, eine Skyline entsteht. Versuche, den Platz durch Palmen zu verschönern, scheitern an der mangelnden Widerstandsfähigkeit der Bäume. Zwischen Kulisse, Großbaustelle und Alltagsleben ist eine Serie entstanden, die über einen langen Zeitraum hinweg eine Geschichte der urbanen Veränderungen erzählt.
„Erst jetzt, und zufällig genau im Zuge unserer Ausstellungsvorbereitungen, soll er komplett umgestaltet werden“, berichtet Kuratorin Magdalena Holzhey. Aus diesem Grund hat Ya’ari von der Stadtverwaltung Be’er Scheva die Erlaubnis erhalten, die Betonzylinder für künstlerische Zwecke dauerhaft zu entfernen. Er hat sie ausgraben, säubern und per Schiffsfracht nach Krefeld transportieren lassen. Dort werden die Elemente hinter dem ehemaligen Kinderzimmer in ihrer ursprünglichen Formation wieder aufgestellt.
Das Kinderzimmer wird den Fotografien aus Be’er Scheva gewidmet sein, so dass sich zwischen der abgebildeten Realität und ihren realen Fragmenten im Außenbereich ein direkter Bezug herstellt. „Ein modernistisches Monument, das mit all seinen sichtbaren Nutzungsspuren den Alltag von Be‘er Sheva in den Garten von Haus Esters verpflanzt“, erläutert Holzhey.
Mit schwerem Gerät platzieren Mitarbeiter der Firma Green Gartenkultur die 13 Betonzylinder. Die Firma hat bereits die aufwendige Installation des „Pools“ von Elmgreen & Dragset 2016 ermöglicht und unterstützt die Kunstmuseen hier erneut. Die Größe der gesamten Installation beträgt circa acht Meter Länge und zwei Meter Breite. Dafür muss der Rasen circa 20 bis 30 Zentimeter aufgegraben werden. Nach dem Abbau im September wird der Boden wieder aufgeschüttet, und die Rasenstücke werden ersetzt.
Sharon Ya’ari, Jahrgang 1966, lebt in Tel Aviv. Seine Arbeit zeichnet sich durch eine ebenso präzise wie vielseitige Nutzung des fotografischen Mediums aus, das er als Mittel der kulturellen und politischen Recherche versteht. Für Haus Esters entwickelt Ya’ari eine Ausstellung in Auseinandersetzung mit der einzigartigen Atmosphäre und Ideengeschichte des Ortes. Ausgangspunkt seiner fotografischen Spurensuche ist die Verbindung zwischen den Ideen der europäischen Moderne der 1920er-Jahre und dem Versuch ihrer Fortführung im jungen Staat Israel. Die Ausstellung im Museum Haus Esters endet am 30. August. Red