Kultur Freier Eintritt lockt mehr Kinder ins Museum
Laut Stadt zeichnen sich erste Erfolge des Projektes ab. Die Burg Linn hat im Januar doppelt so viele junge Besucher wie im Vorjahresmonat.
Seit Beginn des Jahres können junge Menschen unter 18 Jahren die Krefelder Museen kostenfrei besuchen und die Mediothek ohne Jahresgebühr nutzen. Die Stadt möchte damit mehr Kindern und Jugendlichen Zugang zu den Bildungsangeboten der Stadt ermöglichen. Oberbürgermeister Frank Meyer hatte diese Idee im vergangenen Jahr angestoßen und die Verwaltung eine entsprechende Vorlage im Kulturausschuss vorgelegt. Dort ebenso wie im Rat ist dem Vorschlag zugestimmt worden. Allerdings zunächst nur für ein Jahr. Anschließend soll die Verwaltung einen Bericht mit den verbundenen Folgen vorlegen (insbesondere hinsichtlich der Entwicklung der Nutzer- und Besucherzahlen sowie der finanziellen Auswirkungen). Grund für unsere Zeitung, nach dem ersten Monat die Resonanz dieses Angebotes zu erfragen.
Festival der Fantasie kurbelt Besucherzahlen an
Danach sind laut Verwaltung zumindest erste Tendenzen schon zu erkennen, was den Erfolg des Projektes angeht. „Für eine seriöse und belastbare statistische Auswertung ist das aber noch zu früh“, schränkt Stadtsprecher Dirk Senger ein. „An den Zahlen des Museums Burg Linn lässt sich aber zumindest ein Trend ablesen.“ Dort habe sich die Zahl der Besucher unter 18 Jahren im Januar gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt, nämlich von 524 im Januar 2019 auf 1167 im Januar 2020.
Das ist nicht ohne Grund. „Hier spielt das neue Format ‚Festival der Fantasie‘ sicherlich auch eine Rolle“, sagt Senger. Bei dem Event Anfang Januar hatten unter anderem die bekannten Autoren Bernhard Hennen und Markus Heitz aus ihren Fantasybüchern gelesen, musikalisch begleitet von Blind Guardian. Die 1984 in Krefeld gegründete Metal-Band ist inzwischen weltberühmt. Sie spielte unplugged im Rittersaal der Burg Linn. Dieses Festival ist laut Senger auch für Januar 2021 wieder vorgesehen.
Das Angebot werde
„erfreut“ wahrgenommen
Auch in den anderen Einrichtungen – in den Kunstmuseen mit dem Kaiser-Wilhelm-Museum und den Häusern Lange und Esters, im Deutschen Textilmuseum am Andreasmarkt in Linn und in der Mediothek auf dem Theaterplatz – habe es nach einer ersten Umfrage im Januar einen „gefühlten“ leichten bis mittleren Anstieg bei den Besucherzahlen gegeben, so der Stadtsprecher. Der sei womöglich auf den freien Eintritt beziehungsweise die Gebührenfreiheit zurückzuführen. „Dieses ergibt sich bislang nur aus Äußerungen von Besuchern/Nutzern sowie dem Eindruck von Mitarbeitern“, so Senger. Das Angebot, entgeltfrei bis zum 18. Lebensjahr die genannten Einrichtungen zu besuchen, werde nach Auskunft aller „erfreut“ wahrgenommen.
Mit der Initiative soll die außerschulische kulturelle Bildung in Krefeld gefördert werden. Für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen sei sie im Ergebnis unverzichtbar. Sie verbessere die Bedingungen für eine gelingende Bildungsbiografie und ermögliche den Erwerb kongnitiver und kreativer Kompetenzen. Sie trage zur emotionalen sowie sozialen Entwicklung aller Heranwachsender und zu ihrer Integration in die Gemeinschaft bei. Sie sei somt Grundbedingung gesellschaftlicher Teilhabe.
Mit der Vorlage „Kultur als Stadtpolitik“ aus dem Jahr 2016 hat die Verwaltung deutlich gemacht, dass Kunst und Kultur in großer Vielfalt und qualitativer Tiefe so in Krefeld zu präsentieren sind, dass sie kontextbezogen für alle Menschen passiv wie aktiv erlebbar werden. „All dies sollte nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein“, ist Ansicht des Oberbürgermeisters, der sich als Kulturdezernent und früherer sozialpolitischer Sprecher der SPD gesellschaftliche Teilhabe vor allem für Heranwachsende auf seine Agenda geschrieben hat.
Zwar sei jede Information digital leicht verfügbar heutzutage, sie lasse sich mit einem einzigen Klick abrufen: das Drama von Shakespeare, das Gemälde von Monet oder die Geschichte der Franken und Römer. „Doch wirklich verstanden und wirklich erlebt werden sie dadurch nicht. Deshalb müssen wir unseren Kindern heute mehr denn je nahe bringen, wie man genau hinsieht, wie man Inspiration aufnimmt und in sich selbst findet“, betonte Meyer bei der Vorstellung seines Vorhabens im vergangenen Mai.
Dazu haben Kinder und Jugendliche in den Krefelder Museen und der Mediothek ausreichend Gelegenheit. Entsprechende Formate, wie im vergangenen Jahr das Fotoprojekt zur aktuellen Mitmach-Ausstellung „Mit dem Selfie in die Römerzeit“, sprechen nicht nur die junge Zielgruppe an.
Die beschlossene Entgeltfreiheit läuft zunächst nur ein Jahr, also bis Ende Dezember 2020. In dieser Zeit soll der Versuch evaluiert werden – laut Senger in der zweiten Jahreshälfte. Danach entscheiden die Politiker, ob Museen und Mediothek dauerhaft kostenfrei für Menschen unter 18 Jahren sein sollen.