Gemeinsam das Lesen retten
In einer beispiellosen Kooperation von Bürgern, Kreativen und Unternehmen will die Mediothek ihren Bestand bereichern.
Krefeld. Leseratten sind gierige Wesen. Sie verschlingen jedes Buch, das ihnen vor die Nase kommt, doch wenn sie kein Futter mehr finden, ziehen sie weiter. In Zeiten des Nothaushalts wird dieses Naturgesetz für die Mediothek zum ernsten Problem. 206 000 Euro Ankaufsetat reichen bei weitem nicht aus, um verschlissene Bücher durch neue zu ersetzen. Folge: Der Bestand sinkt — und mit ihm die Zahl der Kunden.
In einer beispiellosen Kooperation von Bürgern, Unternehmen und Kreativen möchte der Leiter Helmut Schroers dieser Entwicklung vorbeugen. Im bald siebten Jahr des Bestehens hat sein Haus zwar rund 36 000 Kunden: „Eine Erfolgsgeschichte“, wie er betont. Doch er wird auch nicht müde, das Risiko schrumpfender Etats zu benennen.
Statt auf bessere Zeiten zu hoffen, hat Schroers nun zusammen mit zwei Werbeagenturen eine aufwendige Kampagne mit dem Titel „Buch spenden kann Lesen retten“ entwickelt. Die ersten Spuren waren jüngst in der Fußgängerzone zu beobachten. Dort trieben seltsame rote Wesen, sogenannte Morphs, ihr Unwesen und trugen die unmissverständliche Aufforderung vor sich her: Die Krefelder sollen ihre ausgelesenen Bücher nicht ins Regal räumen, sondern als Spende in die Mediothek tragen.
Wichtig ist, dass es sich bei den Romanen, Sachbüchern, Kinder- oder Jugendbüchern um Ware handelt, die wie neu wirkt. „Wir haben es nicht auf die Erbschaft von Tante Hanna mit zehn Regalmetern Reader’s Digest abgesehen“, sagt Helmut Schroers. Neben den Bürgern, die ihre ausgelesenen Bücher am Theaterplatz abliefern, sind auch Unternehmen zu Spenden aufgerufen — gerne auch monetärer Art.
Mit der Sparkasse, den Stadtwerken und dem Autohaus Borgmann haben sich die Mediothek und ihr umtriebiger Förderverein zum Start drei starke Partner ins Boot geholt. Unisono betonen deren Führungskräfte die Wichtigkeit des Lesens — auch in Bezug auf die Azubis und Fachkräfte, die sie sich künftig wünschen. „Lesen prägt und befreit die Gedanken“, sagt Birgit Roos, Vorstandschefin der Sparkasse.
Die Agenturen Lohmann and Friends und sgp, die honorarfrei tätig sind, kündigen weitere Aktionen an. „Das war der erste Aufschlag. Es wird noch viel passieren“, sagt Rainer Lohmann.