Serenadenkonzert auf Burg Linn Großer Bogen durch die Musikliteratur
Das junge französische Streichquartett Quatuor Arod beeindruckt beim Serenadenkonzert auf Burg Linn.
Krefeld. Frisch gebackene Sieger gab es im Rittersaal auf Burg Linn zu hören. Lange war offen, wer an diesem Abend in der Serenade zu hören sein sollte. Fest stand nur, es sollten die Besten aus der Kategorie Streichquartette des diesjährigen ARD-Musikwettbewerbs sein. Dieser in München stattfindende Wettbewerb besitzt inzwischen ein internationales Renommee, fast 90 Prozent der Teilnehmer kommen aus dem Ausland.
Nun konnte das Publikum im bestens gefüllten Saal ein junges französisches Quartett, das Quatuor Arod, erleben. Jordan Victoria und Alexandre Vu (Violine), Correntin Apparailly (Viola) und Samy Rachid (Violoncello) gründeten das Ensemble 2013 und konnten schon im darauf folgenden Jahr die ersten internationalen Wettbewerbe gewinnen.
Mit ihrer Programmauswahl hatten sich die vier jungen Herren einen großen Bogen durch die Musikliteratur vorgenommen, vom ausgehenden 18. bis ins 20. Jahrhundert — von Haydn bis Bartók. Beim Streichquartett op. 76/1 von Joseph Haydn konnte das Quartett gleich seine musikalische Handschrift andeuten: ein energisches, dynamisches Spiel, das auch bei schnellen Wechseln in der Lautstärke eine verblüffende Homogenität für solch ein junges Ensemble beweist. Die Freude am Musizieren sieht man dem zweiten Geiger permanent an, egal ob es temporeich und forte durch die Noten geht oder getragen und leise wie im zweiten Satz, einem Adagio sostenuto. Gehaucht erscheint hier nur die Stimme der ersten Geige, und man kommt ins Staunen, zu welchem Pianissimo es ein Streichquartett bringen kann.
Im dritten Satz „Menuet, Presto, Trio“ entfernen sich die vier stark von den Hörgewohnheiten und Erwartungen, die man an ein Menuett aus der Feder Haydns haben kann. Von einer tanzenden höfischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts ist da wenig zu hören, meist expressiv dynamisch interpretieren sie diesen Satz.
Da kann man erwarten, dass sie sich beim Streichquartett Nr. 3 SZ 85 von Béla Bartók, das 1927 entstand, musikalisch sehr zu Hause fühlen. Ein virtuoses Spiel mit überraschenden Klangfarben, moderne Klänge, in denen immer wieder verfremdete Elemente ungarischer Folklore durchblitzen, und das „attacca“ aus zwei Satzbezeichnungen kommt schon als Angriff auf die Ohren herüber. Mit ihrer ausgezeichneten Abstimmung beeindrucken sie das Publikum.
Nach der Pause beweisen die vier Streicher, dass sie sich auch in der Romantik souverän bewegen können. Mit dem Streichquartett Nr. 2 a-moll op. 13 von Felix Mendelssohn Bartholdy, das er als 18-Jähriger schrieb, haben sie sich ein Werk ausgesucht, in dem der Kontrast zwischen zarter nordischer Melodie und kraftvollem Presto umzusetzen ist. Dem begeisterten Publikum bietet das Quatuor Arod schließlich noch als Zugabe einen ruhigen Ausklang mit dem Adagietto aus der Arlésienne-Suite von Bizet.
Im nächsten Serenadenkonzert am 25. November ist das Trio Kontra zu Gast. Johanna Pichlmair (Geige), Andreas Ehelebe (Kontrabass) und Georg Michael Grau (Klavier) spielen Werke von Bach, Bottesini, Rachmaninow, Piazzolla und Penderecki. Karten gibt’s ab 14. November, 10 Uhr, im Kulturbüro Krefeld, Friedrich-Ebert-Straße 42, Telefon 58 36 11, und an der Abendkasse. Konzertbeginn: 20 Uhr.