Hans Neuenfels-Autobiografie: Ein Grenzgänger und sein wildes Leben

Der Krefelder Theaterregisseur Hans Neuenfels hat seine Autobiografie geschrieben.

Krefeld. Er gilt als einer der größten und zugleich umstrittensten Theaterregisseure Deutschlands: Hans Neuenfels. Knapp drei Monate nach seinem 70. Geburtstag hat der gebürtige Krefelder nun seine Autobiografie veröffentlicht.

Unter dem verstörenden Titel „Das Bastardbuch“ blickt Neuenfels auf sein exzessives Bühnenleben zwischen Wien, Frankfurt, Heidelberg und Berlin zurück. Er spiegelt damit ein halbes Jahrhundert deutscher Theatergeschichte wider.

Doch warum wählt das künstlerische Multitalent, dessen Produktion von Wagners „Lohengrin“ bei den Bayreuther Festspielen aktuell gefeiert wurde, für seine anekdotischen Lebenserinnerungen ausgerechnet die schimpfwörtliche Bezeichnung eines unehelichen Kindes?

Schon Shakespeare, Kleist und Schiller gaben dem Bastard, wie auf den ersten drei Seiten des scharfsichtigen Werkes nachzulesen, literarisch eine Gestalt. Auch das Enfant terrible des deutschen Theaters fühlte sich oft wie ein Unbehauster, Einsamer, selten Gestreichelter.

Leidenschaftlich und selbstironisch schildert Hans Neuenfels sein Leben, in dem das Künstlerische und das Private eng verwoben sind. In seiner „Ouvertüre“ erzählt er zunächst von seinem Auf- und Ausbruch aus dem „Tsunami aus Täuschung und Trostlosigkeit“. Dann widmet er sich der seit fast 50 Jahren bestehenden Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit der Schauspielerin Elisabeth Trissenaar — mit allen Höhen und Tiefen.

Hans Neuenfels liefert mit seiner Autobiografie ein Werk, das ein persönliches Bild mit dem einer ganzen Generation verbindet. Dabei tritt eine vielschichtige Künstlerpersönlichkeit zutage, gewaltig und zart, mit Lust an surrealer Bilderfantasie, psychoanalytischer Deutung und politischer Provokation. Ein „Bastard“, Grenzgänger zwischen den Künsten, der allen Angriffen und Schmähungen zum Trotz niemals aufgibt.

Hans Neuenfels: „Das Bastardbuch“, 512 Seiten. Edition Heidenreich im Bertelsmann Verlag. 19,95 Euro.