Heeder: Abenteuerspielplatz der Kultur

Die Heeder feiert 25. Geburtstag. Die ehemalige Tapetenfabrik ist längst nicht mehr wegzudenken aus dem Krefelder Kulturleben.

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Krefeld. Für Theaterleute ist diese Bühne ein großer Abenteuerspielplatz. Sie ist keine reine Fläche, sondern dehnt sich auch in die Höhe aus. Wie Balkone, die nach innen gebaut wurden, lassen sich die oberen Ebenen erklettern, sie werden zum Podium, zur Kanzel, zum Berggipfel oder zum Wolkenheim. Sie stehen für den mühsamen Aufstieg oder künden vom drohenden Absturz.

Die Fabrik Heeder und ihre bemerkenswerte Studiobühne I feiern 25. Geburtstag. 1989 wurde die ehemalige Tapetenfabrik hinter dem Bahnhof als Kulturzentrum eröffnet, in einem Bezirk, in den es niemanden zog.

Heute ist dieser Ort nicht mehr wegzudenken aus dem hiesigen Kulturleben. Theater, Tanz und bildende Kunst finden hier eine Heimat, seit 2006 auch im Nachkriegsbau auf der anderen Seite des Innenhofes. Zum Tag des offenen Denkmals am 14. September feiert die Stadt dieses Jubiläum, recht bescheiden, wie es der Nothaushalt vorgibt. Ohne die Unterstützung der Kickartz-Stiftung wäre selbst dieser kleine Rahmen gesprengt gewesen, bevor auch nur die Flyer gedruckt waren.

Entsprechend froh sind Kulturdezernent Gregor Micus und Kulturbüro-Leiter Jürgen Sauerland-Freer, dass sie einen Tag mit Kultur, Vorträgen und Führungen gestalten können. Die Heeder steht schließlich nicht nur für kulturelle Gegenwart, sondern auch für ein Stück Krefelder Geschichte. In den 80er Jahren wurden die Fundamente der freien Kulturszene gelegt: Auch die Gründung von Kufa, Werkhaus, Kresch und TAM fallen in diese Zeit.

„Was hier entstanden ist, daran hängt mein Herz“, sagt Jürgen Sauerland-Freer. So spricht jemand, der „zum Inventar gehört“, wie er selbst sagt. Er hat die Heeder noch als Baustelle erlebt, als Schlafquartier für DDR-Flüchtlinge und für durchreisende Schauspieler. Mit seiner Kollegin Dorothee Monderkamp hat Sauerland-Freer mit den Jahren das Profil der Heeder geprägt: als Ort für zeitgenössischen Tanz, Film, Design, Kunst. In den oberen Etagen verbergen sich neben Büros diverse Probebühnen, im Keller ist der Kostümfundus des Stadttheaters zu Hause. Auch das Restaurant „Kulisse“ ist unverzichtbarer Teil der Fabrik.

Vor allem aber sind die beiden Studiobühnen wunderbare Orte für Theater. Kresch-Leiter Michael Jezierny kannte sie längst, bevor er 2012 in Krefeld anfing: „Ich war immer neidisch auf diese fantastischen Räume“, sagt er heute. „Jetzt darf ich endlich hier sein.“ Auch sein Kollege Michael Grosse, Intendant des Stadttheaters, gerät ins Schwärmen: „Jeder Regisseur und Bühnenbildner verliebt sich in diese Räume“, sagt er. „Hier entsteht eine unglaubliche Nähe zum Publikum.“ Grosse muss es wissen: Er spielt in der Heeder regelmäßig seine beliebten Soloabende.