Jazzfestival: Alte Hasen und junge Wilde
Das Programm des 30. Jazzfestivals in Linn verspricht einen großen Abend in der einmaligen Atmosphäre der Burg.
Krefed. Etwas zum 30. Mal zu begehen, das stellt nach dem strengen Jubiläums-Einmaleins kein Jubiläum dar. Dennoch kann der Jazzklub Krefeld mit Recht stolz darauf sein, am 6. September zum 30. Mal sein Festival „Jazz an einem Sommerabend“ auf der Burg Linn veranstalten zu können. Da sollte doch auch das Wetter mitspielen.
Seit 1985 haben sich schon so einige Stars des Jazz vor der mittelalterlichen Kulisse präsentiert, etwa McCoy Tyner, Freddie Hubbard, Achie Shepp, Albert Mangelsdorff oder Joe Zawinul, um nur wenige der ganz großen Namen zu nennen. Und auch das Programm des kommenden Festivals kann sich sehen lassen, was man alleine daran sieht, dass gleich die erste Band von einem Könner geleitet wird.
Nach 1989, 2005 und 2009 wird Louis Sclavis zum vierten Mal auf die Burg kommen, dieses Mal mit seinem neuen Atlas Trio. Der französische Klarinettenvirtuose war vor 15 und mehr Jahren einer der wichtigsten Protagonisten eines eindeutig europäisch geprägten Subgenres des Jazz. „Imaginäre Folklore“ nannte man das kammermusikalisch dichte Kombinieren folkloristischer Versatzstücke zu einer eigenständigen Musiksprache.
Die ungewöhnliche Besetzung des Trios — neben seinem Gründer spielen Gilles Coronado (E-Gitarre) und Benjamin Moussay (Piano) — zeigt, dass Sclavis wieder einmal zu neuen Ufern aufgebrochen ist.
Robert Landfermann gehört zu den besten deutschen Kontrabassisten seiner Generation, auch er war schon oft in Krefeld zu Gast, wenn auch nicht auf der Burg. Exklusiv dafür hat er eine Band zusammengestellt, die am 6. September ihre Premiere feiern wird. Landfermann bringt die Saxophonisten Christian Weidner und Sebastian Gille mit, am Klavier wird Elias Sterneseder sitzen. Das Sahnehäubchen der Besetzung aber ist der Amerikaner Jim Black am Schlagzeug. Zuletzt war dieser hier 2009 mit Saxophon-Star Dave Liebman zu hören. Black ist von Fusion bis Free Jazz ein Wanderer zwischen den Stilwelten.
Die dritte Band des Abends ist ein klassisches Klaviertrio. Der relativ unbekannte, aus Kuba stammende Pianist David Virelles wird unterstützt von Reinier Elizarde am Kontrabass und Eric McPherson am Schlagzeug. Virelles war schon Begleiter von Ravi Coltrane oder Chris Potter, das deutsche Edellabel ECM hat ihn frisch unter Vertrag genommen und bringt im Herbst sein Debüt als Bandleader heraus.
Ein Duo stellt den Schlusspunkt des Programms dar, aber was für eines. Der deutsche Pianist Michael Wollny sorgte schon vor zwei Jahren auf der Burg mit seinem Trio für Begeisterung, und der norwegische Saxophonist Marius Neset gab dieses Jahr beim Internationalen Jazztag zum ersten Mal seine Visitenkarte ab. Das sind zwei Riesentalente — da ist sich die Fachpresse einig. Auf den Dialog des fantasievollen Deutschen und des extrovertierten Norwegers kann man gespannt sein.