Hörspiel-Reihe: Im TAM vergeht einem Hören und Sehen

Die letzte Premiere der Hörspiel-Reihe lässt den Zuschauer ziemlich ratlos zurück.

Krefeld. Eine Spielzeit lang haben Pit Therre und sein Ensemble im Theater am Marienplatz (TAM) Hörspiele sichtbar gemacht. Nun gab es die letzte Premiere mit Franz Mons „hören und sehen — vergehen“. Mon, Jahrgang 1926, gehört zu den wichtigsten Vertretern der konkreten Poesie.

Die Bühnenfassung seines 1974 produzierten Hörspiels gibt sich rätselhaft. Eine Frau (Nina Sträter), ein Mann (Stefan Otto-Bach) und vier weitgehend unsichtbar agierende Herren (Gereon Bründt, Stefan Hölker, Karsten Lehl, Alfred Pollmann) sind das Personal, Hausherr Pit Therre ist vom Band zu hören.

Die Inszenierung beginnt im Dunkeln, Sehen vergeht einem da auf jeden Fall. Die vier Unsichtbaren sprechen hinter Vorhängen rechts und links. „Hörst du was?“, lautet die Eingangsfrage, doch was hört man?

Die Wortfelder Hören und Sehen werden durchdekliniert, das Buch der Psalmen zitiert, von der Verdrängung der Haus- durch die Wanderratte ist ebenfalls die Rede, auch von Wilhelm Tell. Warum?

In ihren Lichtszenen dürfen Sträter und Otto-Bach sich von einem Baum auf der einen Seite der Spielfläche über eine gedeckte Tafel in der Mitte zu einem Bett auf der anderen Seite spielen. Ja, die Dame landet da auch rittlings auf dem Herrn, und zuvor prasseln mehrere Äpfel aus ihrer Hand vom Baum der Erkenntnis — auf ihn herab. Erkenntnisgewinn? Eher wenig.

Licht aus, Licht an, Adam und Eva kommen in ihrem Verführungsprozess voran, zwischendurch dürfen die vier Unsichtbaren an der Tafel Platz nehmen — bis Eva die Decke wegreißt.

Es wird weiter gesprochen, geflüstert, auch gestritten, ein Schuss fällt — hatte Tell nicht eine Armbrust? Man bleibt ratlos. Gegen Ende heißt es: „Am besten: Mund auf, Augen zu, so geht’s vorbei.“ Das sollte man als Zuschauer aber nicht ernstnehmen, allein schon, um das TAM nicht mit verkrampftem Kiefer zu verlassen. Hingehen lohnt für die Rätselfreunde unter den Theatergängern.

Etwa 50 Minuten. Aufführungen am 9., 16., 23. und 30. Mai, jeweils 22 Uhr.