Theater: Kipphardts Krefelder Jahre
Schauspieler und Zeitzeugen erinnern an den bekannten Schriftsteller.
Krefeld. Mit Krefeld verbindet ihn eine besondere Beziehung. Der bekannte Schriftsteller Heinar Kipphardt (1922-1982) verbrachte hier in politisch schwierigen Zeiten wichtige Jahre. In Krefeld wurde auch 2009 die Internationale Heinar-Kipphardt-Gesellschaft gegründet, die jetzt mit dem Theater eine Soiree über den Dichter veranstaltet hat.
Thema sind genau diese Krefelder Jahre von 1937 bis 1949. Im gut besuchten Glasfoyer begrüßt Frank Beck, zweiter Vorsitzender der Gesellschaft, zunächst Mitglieder des Theaters zu einer Lesung. Die Schauspieler Daniel Minetti und Eva Spott, Intendant Michael Grosse und Dramaturg Martin Vöhringer lassen mit Kipphardt-Zitaten und Zeitzeugen-Texten die Atmosphäre jener Jahre lebendig werden.
So beschreibt der Krefelder Künstler Ernst Hoff den Sommer 1945 als „unvergesslich“. In einer Mischung aus Trauer und Lust hätte man damals versucht, wieder zu sich zu kommen. Auch den Eltern Kipphardts ging das so: Als politisch Verfolgter war der Vater von den Nazis zeitweise im KZ inhaftiert worden.
Der junge Kipphardt machte am heutigen Moltke-Gymnasium Abitur, studierte Medizin und gründete mit der Krefelderin Lore Hannen mitten im Krieg eine Familie. Seine Tochter Linde wurde 1943 geboren. Deren Kindheitserinnerungen bilden einen Schwerpunkt der Lesung.
Trotz vieler Entbehrungen war das Elternhaus an den Niepkuhlen für sie eine Idylle, die 1949 jäh endete. Kipphardt, der ausgebildeter Mediziner war, beschloss, nach Ost-Berlin zu gehen. Den teilweise berührenden Zeitzeugen-Berichten werden in der Lesung immer wieder Kipphardt-Texte gegenübergestellt, die zeigen, wie intensiv sich der Dichter mit seiner Biografie auseinandergesetzt hat.
Im zweiten Teil des Abends kommt dann ein Zeitzeuge zu Wort. Ernst Althoff, Jahrgang 1928, Krefelder Architekt und ehemals Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie, durchlebte zwar dieselben schwierigen Zeiten in Krefeld, begegnet Kipphardt aber erst 1959.
Als „still, nachdenklich und spitz“ beschreibt er den Dichter. Trotz vieler Gespräche erinnert sich Althoff nicht an hitzige Diskussionen: „Jeder dachte in seiner Kammer nach.“ Dennoch habe die Kunstszene damals mehr Ernsthaftigkeit gehabt.