Im Tam läuft der Takt aus dem Ruder
Das Theater am Marienplatz zeigt im Februar „Atem“ und „MM 51“.
Der schöne Ton, das Gleichmaß im Tempo. Die Musizierideale in der konzertanten ernsthaften Musik haben ihren Preis. Üben, üben, üben und dabei Reglementierung aushalten, zum Beispiel durch den unbeirrbar regelmäßigen Taktschlag eines Metronoms. In den Stücken „Atem“ und „MM 51“ hat Mauricio Kagel das Scheitern an den strengen Normen der Musik thematisiert. Das Theater am Marienplatz (Tam) in Fischeln bestreitet damit sein Februar-Programm. Die Premiere beginnt am Freitag, 2. Februar, 22 Uhr.
Das Konzert ist der Sonntagsmoment im Leben eines Musikers. Jenseits von Bühne und Applaus verbringt er aber die meiste Zeit in der Übezelle. Hier folgt Tonleiter auf Tonleiter und — vor allem bei Bläsern — Klangübung auf Klangübung. Die elementare Lebensäußerung des Atems verschmilzt dabei mit dem Instrument, während die Lebenszeit unaufhörlich verrinnt. Flötist Karsten Lehl lässt in „Atem“ das Tragische hinter dem Komischen hervorscheinen, die Zuschauer erleben eine Entwicklung vom glanzvollen Ton bis zum (vielleicht) letzten Röcheln. In „MM 51“ geht es vordergründig um Filmmusik, in der Hauptsache aber um Zügelung durchs Metronom. Pianist Alfred Pollmann wird jedoch nicht nur das Klavier bedienen, sondern auch einen per Pedal steuerbaren Kippmechanismus, auf dem das Metronom steht. Die Schieflage bringt den Taktgeber gewissermaßen aus dem Takt. Und dann? kMs