Konzert Jeder Auftritt wird mit viel Applaus honoriert

Das „Forum Dirigieren“, ein Förderprogramm des Deutschen Musikrats, besteht aus Kursen und Workshops, in denen junge Dirigenten nach ihrem Hochschulstudium die Gelegenheit bekommen, die besondere Herausforderung der künstlerischen Arbeit mit einem professionellen Orchester in Form von „learning by doing“ kennenzulernen.

Junge Dirigentinnen und Dirigenten sammelten mit den Niederrheinischen Sinfonikern Konzerterfahrungen – hier Annalena Hösel.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Generalmusikdirektor Mihkel Kütson hat einen solchen Meisterkurs geleitet und anschließend vier Nachwuchsdirigenten die Möglichkeit verschafft, klassische Orchesterwerke mit den Niederrheinischen Sinfonikern einzustudieren: Antonin Dvoraks „Vodnik op.107“ (Der Wassermann), Bohuslav Martinus „Sinfonie Nr.2“, Albert Roussels „Le festin d´araignée op.17“(Das Festmahl der Spinne) und Friedrich Smetanas „Vltava (die Moldau) und Sarka“ aus „Mein Vaterland“.

Es ist schon etwas speziell, vier junge Dirigentinnen und Dirigenten mit dem gleichen Orchester zu erleben. Die aufführungspraktische Erfahrung machen alle unter gleichen Bedingungen, zumal ein wohlwollendes Publikum jeden Auftritt mit Applaus honoriert. Und doch sind die Musiker auch einem Wettbewerb ausgesetzt. Als Zuhörer wertet man die Leistung der Ausführenden, klatscht lauter oder leiser, ist begeistert oder reagiert emotionsarm. Man könnte daraus das Votum für einen „Publikumspreis“ ableiten. All das ist passiert, aber nicht beabsichtigt.

Annalena Hösel dirigierte Dvoraks „Vodnik“, Liubov Nosova beeindruckte mit Martinus „Sinfonie Nr.2“, Simon Edelmann servierte Roussels  „Festmahl der Spinne“ und David Fernandez-Caravaca erschuf ein Klanggemälde von Smetanas böhmischer Heimat.

Individuelle Arten der Orchesterführung

Jeder der vier demonstrierte eine ganz individuelle Art der Orchesterführung. Annalena Hösel erarbeitete mit klarem Gestus ein farbiges Klangbild, Liubov Nosova führte das Orchester genauso präzise, setzte aber mehr Bewegung und Emotion ein. Das Orchester folgte ihr mit Engagement und begeisterte mit einem furiosen Finale. Simon Edelmann konnte nicht so emotional triumphieren, weil die Musik von Roussel Ballettmusik war und verhaltener klingt. Die dynamischen und klangfarblichen Facetten sind weniger dramatisch angelegt, haben aber ein bewegtes Innenleben, was klanglich differenziert dirigiert wurde. David Fernandez-Caravaca führte Bewegungen aus, als male er ein farbenreiches Gemälde von Smetanas Moldau.

Die 60 Profi-Musiker kennen die Werke genau. Es verdient Anerkennung, dass sie sich mit Engagement auf diese „berufsbildende“ Maßnahme einlassen und vier jungen Meisterschülern die Gelegenheit geben, Erfahrung zu sammeln.