Johnny Dowd, der raubeinige Rebell
Mit Reibeisen-Stimme, Sprechgesang und Dancefloor-Beats definiert der Veteran Blues und Country neu.
Krefeld. Energie. Ja, die hat er. Und dafür muss man im Rock’n’Roll nicht unbedingt eine sogenannte Röhre haben. Johnny Dowd, geboren 1948 in Texas, gastierte mit seiner Band in der Kulturrampe und setzte sie mit seiner Reibeisen-Stimme unter Strom. Nur wenige Fans interessierten sich für den querköpfigen Senior. Schade.
Dowd ist ein Spätberufener. Sein erstes Album hat er mit annähernd 50 Jahren vorgelegt. Sein aktuelles heißt „No regrets“, und was er da 13 Songs lang nicht bereut, sind offenbar die Beziehungen zu den Frauen, die — von Betty bis Candy — den Stücken ihre Namen geben.
Dowd kann seine Stimme vielleicht eine halbe Oktave rauf und runter klettern lassen, das setzt seinen melodischen Möglichkeiten Grenzen. Man muss es Sprechgesang nennen, was der 64-Jährige vorführt. Wenn seine Band einmal verstummt, kann man sich an den Vortrag eines Beatnik-Poeten erinnert fühlen.
Musikalisch vollführen Dowd, sein Keyboarder Michael Stark und sein Schlagzeuger Brian Wilson eine gewitzte Achterbahnfahrt. Eben versetzt einen Starks Orgelsound noch in die 60er Jahre, dann wieder lässt er Elektrobasslinien durch die Songs pumpen, wie sie in den 80er Jahren durch den Pop wummerten.
Sind Stark und Wilson alleine zugange, ist der Dancefloor sowieso nicht weit. Umso verblüffter ist man, wenn Dowds Sprechgesang wieder einsetzt und den Song in ein raubeiniges Singersongwriter-Statement aus dem Hinterhof zurückverwandelt. Blues, Rock und Country sind die Wurzeln, aber der Retro-Sound des Keyboarders und die Dancefloor-Beats verleihen den Stücken erst das originelle Gepräge.
Nach einem langen Set und einer Zugabe stellt sich Dowd noch selbst an den CD-Stand, dann baut der Rebell brav mit seinen Kollegen die Instrumente ab.