Jürgen Sauerland-Freer: „Wir müssen aufpassen, dass nicht zu viel an uns vorbeigeht“
Es sind schwierige Zeiten für Kulturarbeit. Kulturbüro-Chef Jürgen Sauerland-Freer wagt trotzdem einen Blick auf das Jahr 2009.
Krefeld. Kulturarbeit war schon mal leichter als heute. Doch trotz aller finanziellen Engpässe bemüht sich Jürgen Sauerland-Freer mit dem Kulturbüro um ein vielfältiges Angebot in dieser Stadt. Was vom Jahr 2008 übrig bleibt, wie 2009 aussehen könnte und warum Kürzungen im Kulturbereich gefährlich sind, erläutert Sauerland-Freer im WZ-Gespräch.
Jürgen Sauerland-Freer: Ich bin zufrieden. Die Beteiligung an der Tanzmesse NRW hat die Wertschätzung Krefelds in der Szene deutlich gestärkt. "Rampenfieber", die Woche der Theater-Jugendclubs, war klasse, wie auch 30 Jahre Puppentheater. Alles andere - die Serenaden auf Burg Linn, "Move!", das Bandoneon-Festival, der Literarische Sommer und vieles mehr - sind unser täglich Brot, aber nicht weniger wichtig. Das ist unser Grundstein. Obwohl wir natürlich auch gerne neue Sachen ausprobieren.
Sauerland-Freer: An der finanziellen Situation. Natürlich wünschen wir uns mehr Beweglichkeit, aber es fehlen leider die freien Mittel, um neue Konzepte zu entfalten oder an landesweiten Projekten teilzunehmen. Das ist besonders schade: Es fehlt das eigene Geld, um Drittmittel vom Land oder von Stiftungen einwerben zu können. Da müssen wir aufpassen, dass uns nicht zu viel an der Nase vorbeigeht.
Sauerland-Freer: Es gibt viele Angebote des Kultursekretariats NRW, bei denen man einsteigen könnte. Wir hatten zum Beispiel großes Interesse, beim Impulse-Festival für junge Theatergruppen mitzumachen. Aber da sind wir mangels Geld im Hintertreffen.
Sauerland-Freer: Da gibt es Einiges. Ich würde gerne den Bereich Film wieder stärker aktivieren, wie wir es früher in der Fabrik Heeder getan haben. Auch den Schwerpunkt Tanz könnte man stärken.
Sauerland-Freer: Keineswegs. Wir brauchen den Südbahnhof als Kristallationspunkt für interkulturelle Kulturarbeit, zum Austausch auf künstlerischer Ebene.
Sauerland-Freer: Dafür braucht das Werkhaus Geld. Ich habe damals im Ausschuss gesagt, der Verein benötigt 35 000 Euro zusätzlich. Das hat die Politik zur Kenntnis genommen. Es wäre verantwortungslos zu sagen: Wir bauen euch den Südbahnhof für viel Geld um, und dann seht mal zu, wie ihr damit klarkommt. Überhaupt muss die freie Szene unbedingt im Blick bleiben: Sie bekommt zurzeit nur ein Prozent der gesamten Kulturausgaben.
Sauerland-Freer: Wir sind bei einem Projekt zur Vorbereitung der Kriminale 2011 im Boot. Dann machen wir eine Produktion mit einem freien Theater aus Duisburg. Bei "Tanz NRW aktuell" sind wir mit Viersen dabei, im Herbst bieten wir einen eigenen Tanz-Schwerpunkt Schweiz. Außerdem gibt es ein Rheinisches Chorfest, die Burg-Serenaden werden 50 Jahre alt, und der Literarische Sommer wird zehn.
Sauerland-Freer: Klar, aber es ist wichtig, dass wir viel stärker Strukturen und Vernetzungen aufbauen. Förderer wollen keine reine Eventkultur, die verpufft.
Sauerland-Freer: Mit Erfolg gelingt das bei einer Handvoll Firmen und Stiftungen. Eine ausgebildete Sponsoring-Kultur sehe ich in Krefeld leider nicht. Die öffentliche Hand ist und bleibt wichtigster Kulturträger.