Karin Mast: Die Krefelder Königin des Jazz
Seit 50 Jahren steht Karin Mast als Sängerin auf der Bühne. Das feiert sie am Freitag mit einer Open-Air-Session.
Krefeld. Fragt man Karin Mast, wie sie zum Jazz gekommen ist, umspielt ein Lächeln ihr Gesicht. In Düsseldorf, wo sie ihre „wilden Jahre“ verbracht hat, traf sie vor der verschlossenen Tür eines Clubs auf ihr musikalisches Schicksal: „Ich war 16 Jahre alt, ständig unterwegs und habe die Altstadt unsicher gemacht“, erinnert sich die Krefelderin. „Und dann begegnete mir Freddy Schauwecker, der auf die gleiche Fete wollte wie ich. Doch die fand nicht statt.“
Und so nahm die Jazz-Ikone das Mädchen kurzerhand mit auf eine andere Party. Als die beiden miteinander tanzten, fragte Schauwecker plötzlich: „Kannste eigentlich singen?“ Seine Band war damals auf der Suche nach einer neuen Frontfrau und Karin Mast, heute 68 Jahre alt, wollte es unbedingt werden. Zu Hause übte sie stundenlang „I Can Give You Anything But Love“ von Ottilie Patterson, sang es dann der Band in ihrem Mädchenzimmer vor und bekam den Job.
1962 hatte die junge Sängerin ihre ersten öffentlichen Auftritte. Heute, 50 Jahre später, feiert sie ihr Bühnenjubiläum bei der Open-Air-Session des Krefelder Jazzklubs. Viele ihrer musikalischen Mitstreiter von früher werden zu Gast sein und bei einer offenen Session der Gastgeberin ein Ständchen spielen.
„Wenn man älter wird, dann lässt man seine Vergangenheit ja häufiger Revue passieren“, sagt Karin Mast. „Und ich frage mich manchmal, warum ich meine musikalische Karriere nicht konsequenter durchgezogen habe. Ich wollte zwar unbedingt berühmt werden, war aber nicht bereit, alles dafür zu geben.“
Die Liebe zur Musik scheint jedenfalls in der Familie zu liegen. Bereits Masts Eltern waren große Jazzfans und beschallten ihr ungeborenes Baby mit Liedern des großen Pianisten und Komponisten Stan Kenton. „Meine Mutter war Balletttänzerin und ich habe früher immer voller Bewunderung ihre Alben durchgeblättert“, erinnert sie sich. Doch auf die Bühne hat es Karin Mast nur gezogen, wenn es um Musik ging: „Ich war zu schüchtern, um Gedichte aufzusagen, aber fürs Vorsingen war ich immer zu haben.“
Auf Wunsch ihres Vaters lernte sie „etwas Ordentliches“ und wurde Fremdsprachenkorrespondentin. Danach wollte sie eigentlich ihre Leidenschaft zum Beruf machen und begann, Klavierstunden zu nehmen. Doch der Gau in Tschernobyl durchkreuzte ihre Pläne. „Damals dachte ich: Du kannst dir jetzt keinen Ego-Trip fahren, du musst dich engagieren.“ Und das macht Karin Mast bis heute.
Sie unterstützt den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, ist Mitglied zahlreicher Vereine und war von 2007 bis 2009 Vorsitzende des Krefelder Jazzklubs. Momentan liegen ihr besonders die Themen direkte Demokratie und bedingungsloses Grundeinkommen am Herzen. Doch von der Musik kann sie nicht lassen. „Der Gesang war und ist der rote Faden in meinem Leben. Er ist meine Zuflucht in Freud und Leid.“