Musik Eine launige Zeitreise durch die Klangwelt

Krefeld · Beim dritten Kinderkonzert unter dem Motto „Woher weht der Wind?“ stehen die Blasinstrumente im Mittelpunkt.

Kobold Kiko macht so seine ganz eigenen Erfahrungen mit dem Orchester und den Instrumenten.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

„Nanu, woher weht der Wind?“ wundert sich Kiko (Paula Emmrich). Eine heftige Brise weht den Kobold auf die Bühne des Krefelder Theaters. Dort haben weniger Musiker als sonst Platz genommen, aber sie imitieren mit ihren Instrumenten einen heftigen Sturm. Im Mittelpunkt des 3. Kinderkonzerts der Niederrheinischen Sinfoniker standen die Blasinstrumente. „Lass’ dir den wunderbaren Wind um die Ohren blasen“, muntert Kapellmeister Andreas Fellner Kiko auf.

„Heiliges Kanonenrohr –
da kommen Töne raus“

Fasziniert lauscht der Kobold einer mehrstimmigen Harmoniemusik von Felix Mendelssohn Bartholdy. Wie immer neugierig, möchte Kiko dem Geheimnis der Blasinstrumente genauer auf den Grund gehen. Schnell merkt er, dass pusten in ein Rohr nicht zum gewünschten Ergebnis führt. „Das ist viel komplizierter, als du denkst“, sagt der Dirigent. Als Beispiel bittet er Musiker Georg Paltz, ein Stück auf seiner Bassklarinette zu spielen. Nicht nur das Instrument sieht beeindruckend aus, auch die Vielfalt der Töne und die Bewegungen des Musikers begeistern Kiko sehr.

„Heiliges Kanonenrohr – da kamen Töne raus!“ sagt er anerkennend. Fellner erklärt, dass bei der Blastechnik die Lippenspannung eine entscheidende Rolle spielt. Kiko versucht noch einmal vergeblich, seinem Rohr einen vernünftigen Ton zu entlocken. „Es muss am Instrument liegen!“, behauptet er ärgerlich. Da ist es viel schöner, den Musikern beim nächsten Stück zuzuhören. Es ist ein Ausschnitt aus einem Bläserquintett von György Ligeti. Obwohl dabei hauptsächlich Holzbläser beteiligt sind, klingt es für Kikos Ohren gar nicht „hölzerig“.

„Wie lange brauchst du, bis
du deine Tuba poliert hast?“

Doch was ist überhaupt der Unterschied zwischen Holz-und Blechbläsern? Wieder kann der Dirigent weiterhelfen. Die Holzblasinstrumente wie Klarinette, Oboe, Fagott sind aus unterschiedlichen Hölzern gefertigt und oft lackiert. Auch die Größen differenzieren gewaltig. So ist ein Kontrafagott zehn Kilo schwer. Die Blechinstrumente wie Hörner, Trompeten und Posaunen sind aus Metall und ziemlich robust und sie glänzen vor allem wunderschön. „Wie lange brauchst du, bis du deine Tuba poliert hast?“, fragt Kiko Musiker Bernhard Petz. „Bis zu zwei Stunden“, lautet die Antwort.

Nicht weniger fasziniert ist der Kobold von der Form des Horns. Dass es, wenn es nicht so schneckenartig eingekringelt wäre, bis zu vier Meter lang sein kann, beeindruckt Kiko sehr. Aber das ist noch nichts gegen den wunderbaren Klang. Am Beispiel des populären Songs „Stardust“ beweist Solistin Jessica Hill, was man aus diesem Instrument so herausholen kann. Die übrigen Blechbläser spielen dazu eine wunderbare Begleitung und mit Lichteffekten werden sogar ein paar Sternschnuppen auf die Bühne gezaubert „Was für ein Klang! Da sind mir fast die Ohren weggeflogen“, staunt Kiko.

Die Musiker zeigen die unterschiedlichen Mundstücke

Dann gibt es noch mehr Interessantes zu erfahren. Die Musiker zeigen die unterschiedlichen Mundstücke zu ihren Instrumenten und bei dem lustigen Stück „The Carneval of Venice“ werden die verschiedenen Klangfarben noch einmal deutlich hörbar. Auch Kiko bläst jetzt mit seinem Kamm dazwischen. Der ist zwar mit dem Mund zu blasen, aber trotzdem vom Klang der anderen ziemlich weit entfernt.

So nimmt Kiko lieber wieder die Rolle des Zuhörers ein und lauscht einem Stück seines Lieblingskomponisten Mozart: ein zauberhaftes „Menuetto“ für Holzbläser und Hörner. „Hast du dir schon näher die Posaune angesehen?“, fragt der Dirigent. Kiko verneint und erfährt, dass es schon eine alte ägyptische Posaune mit einem langen schmalen Rohr gegeben hat. Die heutige Posaune hat einen Bogen, mit dem die Tonhöhen reguliert werden können. Ein zusätzliches Hilfsmittel sind unterschiedliche Dämpfer für den Schalltrichter.

Mit einem „Chorus“ von Koen Severens führt Posaunist Berten Claeys mit fünf verschiedenen Dämpfern vor, was für unterschiedliche Klänge man damit erzeugen kann. „Bravissimo! Das ist herrlich mit den Dämpfern“, jubelt Kiko. Zum Abschluss spielen alle gemeinsam das für Blasorchester arrangierte Stück „Shepherd’s Hey“ von Percy Grainger. „Kiko, sperr’ die Ohren auf und schwinge dich luftig durch den Tag!“ ruft der Dirigent. Beschwingt und begeistert bedankt sich das große und kleine Publikum für ein Konzert, in dem musikalisches Fachwissen besonders unterhaltsam vermittelt wurde.