Konzert: Junge Italienerin huldigt Chopin
Beim Konzert im Campus 44 zeigte die erst 21-jährige Pianistin Leonora Armellini ihr berauschendes Tastenspiel.
Krefeld. Auch nach zwei Jahrhunderten verzaubert der Mythos Frédéric Chopin. Wie kaum ein anderer Komponist hat er das Klavierspiel vor allem im Bereich Harmonie und Melodik revolutioniert. Schon Robert Schumann bescheinigte Chopins Werken, sie seien unter Blumen eingesenkte Kanonen.
Chopins Werke bilden für Generationen von Pianisten eine dankbare Interpretationsgrundlage und zugleich schwierige Aufgabe — so auch für die 21-jährige Italienerin Leonora Armellini. Bei ihrem Kawai-Konzert im Campus 44 widmete die Pianistin dem Komponisten den zweiten Programmteil. Später ergänzte sie mit der bekannten „Revolutionsetüde“ als eine von zwei Zugaben ihr über weite Strecken berauschendes Tastenspiel.
Als effektvoller Höhepunkt kristallisierte sich ihre Interpretation des „Allegro de concert“ heraus, das zwischen orchestraler Klangfülle und Solopassagen changierte. Mit feinem Gespür und virtuoser Fingerfertigkeit gewährte sie den rund 50 Zuhörern einen reizvollen Einblick hinter die brillant-extrovertierte Fassade der Komposition. Der rhythmische Aufbruch fand dort einen gleichwertigen Platz neben lyrischen Stimmungen.
Das Chopin-Kaleidoskop der Emotionen hatten zuvor zwei Nachtstücke und die ungeheuer komplexe Polonaise-Fantasie eröffnet: Gerade im eher balladenhaften c-moll-Nocturne wusste die aus Padua stammende Pianistin die Klangpoesie und den Farbenreichtum nuanciert auszuschöpfen, um ein packendes Tongemälde zu kreieren.
Den Anfang des Konzertabends hatten die beiden Rhapsodien op. 79 von Johannes Brahms bestritten. Leonora Armellini gelangen trotz respektvoller Distanz zu den Werken des Spätromantikers besonders starke Kontrastwirkungen — sowohl in der auftrumpfend schwungvollen h-moll-Rhapsodie als auch in der herb-ruppig wirkenden g-moll-Rhapsodie.
Zu Schwärmereien luden die zwei Klavierkompositionen von Maurice Ravel im Anschluss ein. Während die im Jahr 1901 entworfenen „Wasserspiele“ mit warmer Sinnlichkeit verzauberten, bot die dreisätzige „Sonatine“ ein vielschichtiges Bild voller Spannungen und rhythmischer Unbestimmtheit.
Für ein abwechslungsreiches und stimmungsvolles Konzert gab es nach 90 Minuten verdienten Applaus.