Konzert: Sinnliches Erlebnis bei tropischer Hitze
Bonnard Trio beschert zur Saisoneröffnung feinfühlige Kammermusik.
Krefeld. Menschen, die bei diesen Temperaturen ein Instrument spielen, müssen auf rutschige Finger achten. Gerade am Klavier oder an Saiteninstrumenten wie Violine oder Cello kann übermäßige Hitze zu unkontrolliertem Gleiten oder Greifen führen. Pianistin Olena Kuschpler, Hovhannes Baghdasarjan (Violine) und Michail Tolpygo (Violoncello) trotzten dem Tropengefühl am Freitagabend im Rittersaal der Burg Linn mit Bravour und hochgradiger Konzentration.
Das als Bonnard Trio auftretende Ensemble brachte zwar zu Beginn der neuen Serenadensaison keine Abkühlung, wärmte dafür mit seinen Klangwelten, zunächst mit Haydns entspannend leichtem Trio in E-Dur. Dabei überzeugte das in Hamburg ansässige Ensemble, vor wenigen Monaten mit dem Berenberg-Kulturpreis ausgezeichnet, mit einem bestens koordinierten und pointierten Spiel. Feinfühlig wurden die drei Sätze dargeboten, die Instrumente kommunizierten im steten Wechsel. Die erste Viertelstunde des Konzerts verging wie im Flug.
In eine spannungsgeladene Grundstimmung versetzte das Bonnard Trio die rund 60 Zuhörer bei Schumanns d-moll-Klaviertrio. Bedeutungsschwer, fast bleiern wurden die Stimmen des rund 30 Minuten dauernden Stücks miteinander verwoben. Vom stürmischen Aufbrausen bis zu wellenartigen Passagen arbeiteten sich die drei Musiker durch das komplexe Tongebilde. Die sperrige Hommage zum 200. Geburtstag des Komponisten rüttelte trotz ihrer rhythmischen Finessen zwar ordentlich durch, berührte aber nicht tiefer.
Wunderbar ausbalanciert gelang nach der Pause das Klaviertrio c-Moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Wie im Rausch entfachte das Trio ein virtuoses Feuerwerk. Als Zugabe folgte noch eine wunderschöne Interpretation des Astor-Piazzolla-Stücks Oblivion - vier Minuten vertonte Liebestrauer. Verdienter Applaus für ein sinnliches Kammermusikerlebnis.