Ausstellung: Ein Brodeln im Inneren des Kopfes
Die Villa Goecke zeigt Arbeiten der Beuys-Schülerin Hede Bühl.
Krefeld. Der eindrucksvolle Auftakt der Ausstellung findet im Garten statt. Auf dem Weg zur Eingangstür der Villa Goecke lässt sich die voluminöse Skulptur nicht übersehen. Den zwei Meter hohen Kopf hat die Düsseldorfer Bildhauerin Hede Bühl vor zwanzig Jahren aus Bronze gefertigt.
Mit überwiegend älteren und einigen neuen Arbeiten präsentiert Galerist Ralph Kleinsimlinghaus die Künstlerin, die in diesem Jahr ihren 70. Geburtstag feiert. Bühl studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Sepp Mages und Joseph Beuys. Sie wurde mit vielen wichtigen Preisen ausgezeichnet, allein zweimal mit dem Preis Villa Massimo Rom.
Abweisend und verschlossen wirkt der große Kopf im Garten, der in seiner streng reduzierten Form mehr an einen Helm als an etwas Menschliches erinnert. Das trifft auch auf fast alle kleineren Skulpturen zu, die im Inneren des Hauses zu sehen sind.
Neben Bronze arbeitet die Künstlerin auch mit Eisen, Alabaster und Marmor. Die kompakten Formen und glatt polierten Flächen sorgen dafür, dass sich das Material voll und ganz entfalten kann. Besonders die edle Oberfläche des Marmors verleiht den Köpfen eine kostbare Aura, die zusammen mit der zeremoniellen Strenge an archaische Götterfiguren erinnert.
Noch stärker ist dieser Eindruck bei den als "Wächter" bezeichneten Figuren. Die Büsten mit weit ausladenden Schultern erscheinen ziemlich martialisch. Doch feine Einschnitte in der sonst glatten Oberfläche deuten auf Bandagen hin, die meist die Augenpartie verdecken. Sie verstärken die nach innen gerichtete Konzentration der Skulpturen. Nach außen massig und abweisend, richten sie ihre ganze Energie nach innen. Trotzdem ist nicht auszuschließen, dass ihre Kraft sich irgendwann nach außen entlädt. Bei aller Ruhe ist das Brodeln im Inneren spürbar, es ist wie "Feuer unter Eis" wie die Künstlerin es selbst einmal auf einer Zeichnung notiert hat.
Ein Kopf fällt in der Ausstellung mit seinem extrovertierten Gestus aus dem Rahmen. Bereits der Titel "Bocca" weist darauf hin, worum es geht. Weit aufgerissenen ist der Mund, öffnet sich gegenüber dem Betrachter. Der dunkle Rachen jedoch wirkt geheimnisvoll und ein bisschen unheimlich. Die Arbeit erinnert ein wenig an den antiken "Bocca della verita", der in der Vorhalle der römischen Kirche Santa Maria in Cosmedin die Menschen seit Jahrhunderten fasziniert.