Interview „Die Comedy-Szene ist voll von Solokünstlern“

Das Comedy-Duo Beier und Hang kommt am 21. März in den Südbahnhof. Es tritt beim Kabarettwettbewerb „Das Schwarze Schaf“ an.

Max Beier und David Hang sind ausgebildete Schauspieler.

Foto: Christof Arnold

Was ist das Besondere an Ihnen?

David Hang: Wir sind uns sehr ähnlich, haben aber auch unterschiedliche Charakterzüge. Je länger wir zusammenarbeiten, desto mehr wissen wir, wie wir uns auf den anderen einlassen müssen. Wir können uns absolut aufeinander verlassen.

Max Beier: Stimmt. Das Besondere an uns ist, dass wir ein Duo sind. Die Kabarett- und Comedy-Szene ist voll von Solokünstlern. Der Stand-up-Bereich ist sehr breit aufgestellt. Wir machen mehr kleine Sketche mit verschiedenen Figuren und Charakteren. Es ist nicht nur ein Mensch, der auf der Bühne etwas erzählt, sondern es ist ein bisschen mehr verschachtelter. Und das ist, glaube ich, schon etwas anderes als es sonst gemacht wird.Eine etwas andere Kunstform. Wir müssen die Leute immer erst reinholen in das, was wir machen, dann werden sie ziemlich schnell mitgerissen und gehen am Ende begeistert heim.

Sie beide werden auch „Duett des Wahnsinns“ genannt. Warum?

Beier: Wir haben über weite Strecken unseres Programms eine sehr hohe Geschwindigkeit, da wir uns auf der Bühne abwechseln können. Das ist ein großer Vorteil, denn so können wir uns in einer Nummer extrem auspowern. Wir sind zwei Energiebündel auf der Bühne, also zwei Motoren, und wenn der eine mal ein bisschen ins Stocken gerät, dann motiviert der andere ihn so lange, bis er auch wieder auf Hochtouren läuft.

Hang: Und außerdem haben wir den Luxus, dass wir Rollen spielen. Die Rolle darf alles. Und wir haben ihnen sehr viel Wahnsinn eingeimpft.

Als Duo gibt es Sie seit 2013. Sehen Sie sich mehr als Schauspieler oder als Kabarettisten?

Hang: Das ist schwer zu sagen, weil das, was wir machen, kein klassisches Sprechkabarett ist. Unsere Arbeit ist aus dem Schauspiel gewachsen. Die Kunstform entspricht dem Kabarett, aber mit ganz viel schauspielerischen Anteilen. Wir sind beide auch weiter als Schauspieler tätig. Vielleicht sind wir so Hybriden-Mischwesen-Komiker. (lacht)

Beier: Naja, wir sind eigentlich schon mehr Kabarettisten. Wenn man jetzt fragt was wir machen, dann sage ich schon „Ich bin Kabarettist“, weil das mein Hauptjob ist.

Herr Beier, Ihre Eltern waren beide Kabarettisten. Wurde es Ihnen also schon in die Wiege gelegt?

Beier: Ja. Ich bin im Theater aufgewachsen. Wenn es keinen Babysitter gab, war ich als Kind hinter der Bühne. Das war natürlich cool, weil ich dann immer länger aufbleiben durfte, ich musste schließlich bis nach der Vorstellung auf meine Eltern warten. Die Texte konnte ich alle auswendig, nur habe ich sie nicht verstanden, weil es Kabarett war. Aber ich fand es super. Ich glaube, wenn man so aufwächst, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder bist du Feuer und Flamme dafür oder du sagst: „Ich will das nie wieder.“ Heute bin ich glücklich, wie alles gekommen ist und meine Eltern auch. Mittlerweile ist da auch eine Zusammenarbeit entstanden. Mit meiner Mama und meinem Onkel haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder ein Weihnachtsprogramm aufgeführt. Da prallen die Kabarett-Generationen aufeinander. Das ist überaus interessant.

Wie war es bei Ihnen?

Hang: Seit meinem elften Lebensjahr hatte ich den Wunsch, Schauspieler zu werden. Und dann habe ich natürlich die klassische Station Schultheater durchlaufen. Es war für mich ziemlich schnell klar, dass ich nach dem Abi auf eine Schauspielschule gehen möchte. Dort habe ich Max kennen gelernt. Auf der Schauspielschule liegt der Fokus natürlich auf klassischem Schauspiel, und im ersten Semester gibt es kaum Möglichkeiten, sich dem Publikum zu zeigen.

Beier: Also haben wir angefangen, Lieder und Sketche zu schreiben und sie auf Openstages zu performen. Und die Resonanz war super, alle wollten mehr sehen. Uns war schnell klar, wir müssen ein eigenes komplettes Programm auf die Beine stellen.

Ist es als Kabarettist also leichter als in der Schauspielerei?

Hang: Das Kabarett gibt uns jetzt als Künstler die Möglichkeit, freier zu sein als in einem Theaterensemble. Außerdem ist es sicherer als auf Engagements zu warten. Wir schaffen uns unsere Arbeit quasi selbst.

Beier: Als freier Schauspieler kannst du nicht viel machen außer noch mal neue Fotos, Castings und so weiter. Wenn einer von uns trotzdem irgendwelche neuen Projekte hat oder etwas anderes im Raum steht, dann sind wir flexibel, weil wir im Kabarett hauptsächlich am Wochenende unterwegs sind. Manchmal kollidiert beides miteinander, aber meistens klappt es.

Gab es bei Ihnen mal einen Moment, wo die Schauspielerei und das Kabarett kollidierten?
Es war aber teilweise trotzdem ein Drahtseilakt, weil Max oft bis Freitag Mittag in München gedreht hat und wir zum Beispiel abends schon wieder in Trier auf der Bühne stehen mussten.

Beier: Oh ja. Beim Dreh kann man sich nie darauf verlassen, pünktlich gehen zu können. Das ging gerade noch gut, aber auf Dauer ist es natürlich ein bisschen hart – sowohl für den einen als auch für den anderen Job. Aber es war nur eine gewisse Zeit an Überschneidungen, und das ist dann kein allzu großes Problem.

Aber „Sturm der Liebe“ hat Sie als Duo schon nach vorne gebracht, oder?

Hang: Klar. Zum Thema Langfristigkeit: die Prominenz, die Max durch „Sturm der Liebe“ erhalten hat, hat uns natürlich auch sehr geholfen, denn viele treue und lieb gewonnene Fans kommen jetzt auch zu uns ins Kabarett.

Beier: Viele sagen auch ganz ehrlich: „Wir gingen bisher nicht ins Kabarett, können damit gar nichts anfangen, dachten das zumindest. Das ist nicht so unsere Welt.“ Doch sie sind dann in unser Programm gekommen, und hinterher waren sie begeistert und meinten: „Wir sind plötzlich Kabarett-Fans.“ Es gibt viele Leute, die wir damit angefixt haben, und dass sie durch uns einen Zugang bekommen haben, ist natürlich großartig.