Kreative Mund-Nase-Bedeckungen ausgezeichnet Mundschutz als modisches Accessoire
Krefeld · Die Zeit der eingeschränkten Bewegungsfreiheit in den vergangenen Monaten hat bei vielen Menschen große Kreativität hervorgerufen. Besonders beliebt geworden ist das Nähen von individuellen Mund-und-Nase-Bedeckungen.
Der ungewöhnliche Umstand des Tragens eines Mundschutzes wird sicherlich in die Geschichtsschreibung des Jahres 2020 eingehen. Das Deutsche Textilmuseum hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, diese besondere Begebenheit zu dokumentieren und in die Sammlung aufzunehmen.
Dazu hatte das Museum Ende April Menschen deutschlandweit aufgerufen, Portraitfotos von sich mit ihren kreativen Masken einzusenden – die schönsten drei wurden nun prämiert. „Wir als Deutsches Textilmuseum haben das Thema Maskenpflicht genutzt, um Material zu sammeln“, erklärt Annette Schieck, Leiterin des Textilmuseums. „Denn wir verstehen uns durchaus auch als Museum, das solche historischen Ereignisse in Textil dokumentiert. Textil-, Stoff- und Papiermasken sind aktuell das große Thema.“
Genau 100 Einsendungen haben das Museum in den vergangenen Wochen erreicht. Zu sehen sind die Fotos aktuell im Foyer des Hauses in Linn. „Wir haben viele Einsendungen aus Norddeutschland erhalten“, so Schieck. „Aber auch aus dem süddeutschen Raum bis hin nach Österreich.“ Bei der Prämierung der Masken ging es der Jury, die aus Mitarbeitern des Hauses bestand, vor allem um die Kriterien Kreativität, Funktionalität und Originalität und darum, dass die Maske selber genäht wurde.
Ein Sonderpreis wurde außerdem für künstlerische Kreativität vergeben. „Man stellt beim Tragen der Masken immer wieder fest, wie wichtig die untere Gesichtspartie ist“, so Schieck. „Man versucht bei seinem Gegenüber alles über die Augen zu lesen. Emotionen sind durch die zweidrittel Bedeckung des Gesichtes nicht mehr so leicht zu erkennen.“ Interessant sei daher, dass eine ganze Reihe von Personen auf der Maske ihr Gesicht ergänzt hätten. Dabei seien Fotos der unteren Gesichtshälfte auf die Maske projiziert worden, wodurch das Gesicht dann doch im Ganzen zu sehen ist. Auch durch Lippen, Vogelschnäbel oder Hundeschnauzen sei das Gesicht oftmals erweitert worden.
Eine andere Maske ist gar mit einem Sichtfester versehen, wodurch der Mund gut zu erkennen ist. Besonders aufgefallen ist den Museumsmitarbeitern auch eine Maske, die aus zwei Krawattenenden zusammengenäht wurde, auf einer weiteren wurde mit einem Goldfaden eine 90 gestickt, zu einem 90. Geburtstag, eine Maske wurde komplett gehäkelt, auf einer weiteren ist ein gemaltes Kunstwerk zu sehen. Die meisten Stimmen aber hat die Einsendung von Cora Textor bekommen. Textor hat ein ganzes Gesamtkunstwerk zum Thema Erdbeere geschaffen. Auf ihrer Maske sind nicht nur Erdbeeren abgedruckt, sie hat auch täuschend echt aussehende Kunstbeeren und Blüten auf die Maske geklebt. Dazu hat sie den passenden Haarschmuck entworfen und ihr Arm ziert eine große Tätowierung, die ebenfalls Erdbeeren und Blüten zeigt. Um das Bild abzurunden hält sie eine überdimensionale Deko-Erdbeere in der Hand. Sie darf sich über eine Jahreskarte für die Krefelder Museen freuen.
Den zweiten Platz belegen Heike und Frank Detzner. Das Ehepaar feiert im nächsten Jahr seine Silberhochzeit und hat sich ein Maskenensemble genäht. Für ihn aus schwarzem Anzugstoff mit roter Fliege, für sie aus weißer Spitze mit Perlenbesatz. Die beiden erhalten eine persönliche Führung von Annette Schieck durch eine Ausstellung ihrer Wahl im Textilmuseum. Den dritten Platz teilen sich Dana Röttger und Karin Lucas. Röttgers Maske ist aus einem edlen goldenen Stoff gefertigt, zu dem es einen passenden Haarreifen gibt. Lucas‘ Maske ist mit einer von Hand gemalten Hundeschnauze versehen. Die beiden erhalten den Ausstellungsband zur aktuellen Ausstellung „Zeitkolorit“.
Sandra Graeven erhält den Sonderpreis für ihre kreative Gestaltung. Ihr Mund-Nasen-Schutz besteht aus echten Blättern und Rosenblüten. „Wir fanden sie ganz besonders in der Ausführung“, so Schieck. Auch die Stadt Krefeld hat für alle Mitarbeiter eine Maske mit Stadtwappen herstellen lassen. Diese wird das Textilmuseum in ihre Sammlung aufnehmen. „In einigen Jahren wird es mit Sicherheit zum Thema Corona eine Ausstellung geben“, so Annette Schieck.