Krefelder Kultürchen Der schön schräge Adventskalender
Krefeld · Wir haben uns die ersten „Kultürchen“ angeschaut. Und sind auf die wunderbar-bunte Krefelder Kulturwelt gestoßen.
Schon schön schräg – das sind die ersten drei Worte, die einem sogleich in den Sinn kommen, wenn man nach und nach die Türchen des Krefelder Kultürchens öffnet. Ein bisschen wie ein Spaziergang durch die Stadt ist auch dieser digitale Spaziergang durch Teile der hiesigen Kulturszene ein Wechselbad der Gefühle. Und wir wollen das auch so offen stehen lassen – ein jeder denke sich seine Gefühle und Wechsel dazu. Denn das, was die Macher, und das ist der Interessenverein Provinzgiganten, finanziell unterstützt von der Stadt, in ihrem Online-Video-Adventskalender zeigen, ist in der Tat so wechselhaft wie Vorstellungen von Kultur in der Stadt nur sein können. Dennoch – und das muss auch klar sein – ist eine wirklich fundierte Einschätzung, wie die Idee gelungen ist, erst nach der 24 statthaft.
Videos verstecken sich hinter einer bunten Kalender-Optik
Nun sind die ersten Türchen inzwischen geöffnet – über das Projekt hatte die WZ anfangs ausführlich berichtet – deshalb ein erster Blick auf die Filme. Es finden sich wunderbar authentische Menschen, die von sich erzählen oder ihre Kunst und Kreativität zeigen und das an besonderen Orten in der Stadt. Aber bevor man auf die Youtube-Videos kommt, trifft man zunächst auf den „Adventskalender“ an sich, der liebevoll gestaltet ist – bunt ist er, ja bunt und witzig und doch ein bisschen besinnlich, wie jene hippen Weihnachtspostkarten, die man sich in Kneipen zu Weihnachten nehmen konnte, als diese noch öffnen durften. Übrigens, um Kneipen geht es auch mal. Etwa bei dem Kultürchen mit Poetry-Slammer und Autor Johannes Floehr, der eigentlich schon in Hamburg lebt, aber für das Kultürchen seine – extra für ihn aufgesperrte – Stammkneipe, den Blauen Engel, besucht, um Bierchen zu trinken und mit Inhaber Jan Aretz zu klönen.
Die handgemacht wirkenden Filmchen werden „anmoderiert“ von Puppen vom Blauen Haus. Immer schön knapp an dem imaginären Fettnapf vorbei, verleihen, ab der ersten Folge, die Puppenspieler Stella Jabben und Volker Schrills den Türchen eine leicht humorig angespitzte Grundnote. Die „Werbevideos“ für die jeweiligen Künstler sind aber in ihrer Machart derart unterschiedlich, dass es weniger eine Linie gibt. Vielleicht der bisweilen vorherrschende ironische Unterton, der sich gerne durch etliche Beiträge zieht. Da ist Mondo Mashup inmitten des alten Klärwerks ein wirklich pointierter Startpunkt. Das zweite Türchen widmet sich den Menschen des A-Gangs. Auch wenn es heißt, den A-Gang kenne wohl jeder Krefelder und jede Krefelderin, sei hier erwähnt, dass es sich um einen losen Zusammenschluss von Kreativen handelt, die an bestimmten Tagen ihre Ateliers öffnen, damit Menschen von Atelier zu Atelier gehen können. Ganz ähnlich wie der Südgang, der dieses Jahr seinen 30. Geburtstag feiert. Der A-Gang wiederum wird 25. Aber bleiben wir hier nicht länger stehen und gehen weiter.
Von Puppen über Instrumente bis hin zu Urban Dance und Punk
Türchen drei etwa widmet sich Franz Förster alias Philipp Maike, ihn kennt man auch von Bands Provinztheater und Isaac Vacuum, und seiner Liebe zum E-Bass und auch zur E-Gitarre, immerhin arbeitet er als Produktdesigner für Rüdiger Ziesemann in dessen Shop Bassline-Instrumente. Und er kann sehr beeindruckende Sounds mit seinen Instrumenten zaubern. Kotzmann und Rauke geben, etwas gewollt „obercool“, in Türchen vier ihre Kunst zwischen Synthie und Schlagzeug-Zauber zum Besten gepaart mit Cellistin und Lehrerin der Musikschule Krefeld Julia Polziehn. Eine schöne, ungewöhnliche Mischung.
Zu sehen ist aber auch Urban Dance, mit Majid Kessab und Mohamed Elkaddouri ( AREA Dance Company), Türchen acht; oder Jeck United, Türchen sieben. Oder ein ganzes Türchen im Zeichen der Puppen. Denn das Nikolaus-Türchen barg den ersten Teil des Puppenstückes „Bellos erstes Weihnachtsfest“ vom Blauen Haus. Türchen nehmen kein Ende. Am Mittwoch traf Punk auf Fotografie.