Kultur in Zeiten des Nothaushalts
Wie gehen die Parteien angesichts knapper Kassen mit der Kunst um?
Krefeld. Es ist ein Spagat: Krefelds lebendige Kulturszene in Zeiten knapper Kassen zu erhalten, gehört zu den größten Herausforderungen des neuen Stadtrats. Denn Kultur ist als freiwillige Leistung einer Kommune definiert — nicht als Pflichtaufgabe. Das macht Einschnitte leichter — zumindest dort, wo keine festen Verträge bestehen.
Das Theater ist in dieser Hinsicht fein raus. Die Städte Krefeld und Mönchengladbach haben dessen Zuschüsse bis 2020 verbindlich festgeschrieben. In den Antworten zum WZ-Wahlprüfstein verweist die CDU mit Recht auf diese langfristige Perspektive — und hebt auch andere Leistungen der bürgerlichen Mehrheit hervor; die Sanierung des Kaiser-Wilhelm-Museums oder den Bau der Mediothek. Tenor: Es gebe „keine andere Stadt vergleichbarer Größe und Ausgangslage“, die auf solche Erfolge verweisen könne.
Allerdings sind diese Leistungen meist baulicher Natur. Die CDU verschweigt, dass sowohl die Museen als auch die Mediothek über zu geringe Etats verfügen, um die schönen Räume regelmäßig und dauerhaft mit Leben zu füllen. Zu Zukunftsperspektiven der Institute finden sich gar keine Aussagen.
Klare Bekenntnisse fehlen allerdings auch bei den anderen Parteien. SPD und Grüne setzen auf die Kooperation zwischen städtischen Instituten und freier Szene — doch das löst auf beiden Seiten keine Etatprobleme. Die SPD ringt sich immerhin zu der These durch, die Kultur sei „keine Leistung, bei der am ehesten gespart werden kann“. Sie sei im Gegenteil „unverzichtbar für die kulturelle Bildung und Medienkompetenz der kommenden Generation“. Die Grünen erklären, dass sie die freie Szene der Stadt „unbedingt erhalten“ möchten.
Die FDP enttäuscht an dieser Stelle mit einem Vorschlag aus der Mottenkiste. Sie benennt die Kulturstiftung der Sparkasse als potenziellen Retter der freien Szene — ungeachtet der Tatsache, dass deren Kuratorium unabhängig ist. Eine Verengung der Stiftungszwecke ist mit der Satzung unvereinbar.
Bedenkenswert ist allerdings der erneute Vorstoß der Liberalen, die Kunstmuseen in eine Stiftung zu überführen. Nachdem sich die Umwandlung des Theaters in eine GmbH als Erfolgsgeschichte entpuppt hat, sind solche Strategien zumindest diskussionswürdig. Zumal auch die anderen Parteien keine kurzfristige Lösung für die Unterfinanzierung der Krefelder Museen anbieten.
Sowohl die Grünen als auch die Sozialdemokraten stellen eine Erhöhung der Etats erst für die Zeit nach dem Nothaushalt in Aussicht. Bis dahin sollen Mäzene (SPD) und zusätzliche Förderer (Grüne) einspringen — was längst geschieht. Die Grünen benennen zumindest die „große Chance“ zur Identifikation, die das neue Kaiser-Wilhelm-Museum bietet. Erfreulich konkret bringen sie Sondertarife zur Wiedereröffnung und eine günstige Jahreskarte ins Spiel.
Die CDU betont auch hier die „hervorragende Arbeit“, die in den Museen geleistet werde. Die „innovativen Konzepte“, die sie zur privaten Finanzierung von Ausstellungen fordert, werden allerdings längst umgesetzt. Bleibt die Hoffnung, dass die Partei sich künftig wirklich „noch intensiver“ mit solchen Konzepten beschäftigt.
Auch die dritte perspektivische Frage — zugegeben ziemliche Zukunftsmusik — zerschellt bei der CDU an der grundpositiven Wahrnehmung der Gegenwart. Die Diskussion, ob das Textilmuseum in Linn baulich noch zeitgemäß ist, möchte die Partei offenbar gar nicht erst eröffnen: Das Museum sei „in Fachkreisen höchst anerkannt“ und erfreue sich „unverminderter Wertschätzung“. Thema erledigt.
Hier überrascht die sonst so sparwillige FDP mit der klaren Aussage, eine Sanierung und ein Umbau des Textilmuseums in Linn seien „langfristig notwendig, um die Dauerexponate zeigen zu können“. Zwar wäre den Liberalen eine Zusammenführung mit dem Haus der Seidenkultur lieber gewesen, doch auch so gilt: Das Textilmuseum sei „als Alleinstellungsmerkmal in Krefeld ein wichtiges Markenzeichen“.
Auch die Grünen erklären, es müsse „langfristig“ möglich werden, Ausschnitte aus der kostbaren Sammlung zu präsentieren. Das geht nur durch einen Umbau — den die Grünen allerdings nicht explizit erwähnen. Die SPD beschränkt sich an dieser Stelle auf den dürren Hinweis, dass eine „Kooperation der Linner Museen“ eine Perspektive sein müsse. Wie können die Kulturinstitute in Krefeld trotz des Nothaushalts überleben? Sagen Sie Ihre Meinung!
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