Kultur kollidiert mit Krume
Christiane Lange erläutert Anwohnern, wie das riesige Mies-Modell entstehen soll — und verrät dabei neue Details.
Krefeld. Auf diesem Feldweg soll also ein Stück Architekturgeschichte geschrieben werden. Dort, zwischen Wiese und Acker, wird es stehen, das Holzmodell des Golfclubhauses, das Ludwig Mies van der Rohe 1930 entworfen hat und das nie umgesetzt wurde: 80 mal 80 Meter groß und voll begehbar.
Das Projekt, das von Mai bis Oktober Kunstfreunde aus aller Welt anziehen dürfte, bezieht einen Teil seines Charmes auch aus den Gegensätzen: Mies trifft Mutterboden, Kultur kollidiert mit Krume, Luxus gedeiht in der Traarer Landluft. Auf einem Kongress in Chicago wird Initiatorin Christiane Lange in Kürze davon berichten. „Ich werde erst mal sagen, wo Krefeld liegt“, sagt sie. Ihr Urgroßvater Hermann ließ sich einst vom heute weltberühmten Architekten das Haus Lange an der Wilhelmshofallee bauen.
So sehr das Kunstprojekt, das mit 850 000 Euro Spenden und Stiftungsgeldern finanziert wird, nach großer weiter Welt riecht, so sehr betrifft es auch die Menschen in der Nachbarschaft. Lange und ihr Stellvertreter Bernd Heuer wissen, dass man die Leute mitnehmen muss.
Im Stadtwaldhaus stehen sie mit dem Krefelder Architekten Gerhard Rother Rede und Antwort. Hier geht es nicht um architektonische Feinheiten, sondern um Parkplätze und Baufahrzeuge, Müll und Toiletten. „Es gibt für uns keine Sonderregeln“, sagt Lange. „Wir können nicht schalten und walten, wie wir wollen.“
Im Lauf des Abends verraten die Verantwortlichen viele bisher unbekannte Details über das Projekt. Die Themen im Einzelnen:
Das Modell soll auf einem Feldweg nördlich des Flugplatzes stehen (siehe Grafik). Es wird nur zu Fuß zu erreichen sein. Gehbehinderte werden dorthin gefahren.
Beton-Fertigteile werden auf den Boden gesetzt, darauf kommen Kreuzstützen aus Edelstahl. Der Baukörper ist aus Holz, die Fenster werden nicht verglast. Trotz seiner Größe soll der Bau nicht wuchtig wirken, er behält seinen Modell-Charakter.
Gebaut wird von Ende Februar bis Mitte/Ende Mai. Die Lastwagen, maximal Drei-Achser, werden die Baustelle über den Neudornbuschweg anfahren. Feldwege werden vor Baubeginn befestigt und danach wieder hergerichtet, erklärt Architekt Rother.
Es wird vier Parkplätze geben, die Raum für rund 100 Autos bieten, unter anderem am Festplatz. Die Besucher müssen rund 600 Meter bis zum Modell laufen. Auch die Anreise per Bus ist möglich.
Das Modell wird 24 Stunden geöffnet und jederzeit begehbar sein. Eintritt wird nur bei Veranstaltungen erhoben. Nachts wird der Bau mit Kameras bewacht.
„Der Müll wird ein großes und schwieriges Thema“, gibt Lange zu. „Manche Leute benehmen sich leider nicht so, wie wir uns das wünschen.“ Es soll tägliche Kontrollen der Umgebung geben: „Wir hoffen auf die Hilfe der Traarer.“ Ein paar einfache Toiletten soll es am Modell geben.
„Es sind keine Massenveranstaltungen geplant“, stellt Lange klar. Neben Führungen werden Filmpräsentationen und Vorträge angeboten. Sofern das Wetter mitspielt, sollen die Veranstaltungen im Modell stattfinden. Einmal pro Woche sollen Krefelder Kulturschaffende das Modell für Konzerte, Lesungen, Poetry Slams und Ähnliches nutzen.
Im Oktober soll das Modell dann wieder verschwinden. Studenten errichten aus dem Material zwei dauerhafte Pavillons. Ein Krefelder Standort wird noch gesucht.