Kulturbüro: Krefelds kreative Seiten
Das Kulturbüro versucht auch 2011, mit wenig Mitteln viel zu erreichen. Die Botschaft: Kultur ist weit mehr als ein Kostenfaktor.
Krefeld. Den ersten Sieg für das Jahr 2011 hat Jürgen Sauerland-Freer schon errungen. Im Gegensatz zu anderen Instituten muss das Kulturbüro keine weiteren Kürzungen im knappen Etat verkraften. „Wir haben schon vor Jahren viele Federn gelassen. Das schreibt man uns heute gut“, sagt der Leiter des Instituts, das sich um die freie Szene kümmert und eigene Veranstaltungsreihen organisiert.
Große Sprünge, selbst mittelmäßige Hüpfer sind im Kulturbüro ohnehin seit Jahren ausgeschlossen. Die tägliche Kunst besteht darin, aus wenig möglichst viel zu machen. „Die Kultur in Krefeld — die städtische wie die freie — lebt zurzeit im Wesentlichen vom Engagement ihrer Macher“, sagt Jürgen Sauerland-Freer.
Um zu zeigen, dass Kultur dennoch weit mehr sein kann als ein Kostenfaktor, veranstalten Kulturbüro und Wirtschaftsförderung im Februar eine Tagungzum Thema Kreativwirtschaft. „Sie soll zeigen, was Kultur und kreative Milieus wirtschaftlich bewegen können“, sagt der Kulturbüro-Chef. „Es ist bewiesen: Wo die öffentliche Hand massiv in Kultur investiert, siedelt sich in der Folge Kreativwirtschaft an.“
Auch die interkulturelle Kulturarbeit, dank des Südbahnhofs nun klarer in Krefeld verankert, bleibt ein Thema. Einen weiteren Runden Tisch und eine Fachtagung soll es dazu geben. Zur Finanzierung wird unter anderem der Topf mit 30 000 Euro genutzt, den Krefeld für beispielhafte Konzepte zur kulturellen Bildung vom Land NRW bekommen hat.
Ein schwieriges Thema bleibt das Literaturhaus an der Gutenbergstraße. Derzeit hält das Kulturbüro das Elternhaus von Eva Brües lediglich in Schuss, privates Hab und Gut wurde ausgeräumt. „Wir pflegen einen engen Kontakt zum Brües-Freundeskreis“, sagt Sauerland-Freer. „Aber es ist nach wie vor unklar, wann und wie die Arbeit dort losgeht.“
Immerhin steht inzwischen der Erlös aus dem Verkauf der anderen Brües-Häuser in Köln und Bayern fest, aus dem der Betrieb des Literaturhauses finanziert werden soll: 800 000 Euro. Das ist zwar mehr als erwartet, doch die Zinsen reichen keinesfalls für eine Personalstelle. Ohne eine solche dürfte es jedoch unmöglich sein, das Haus dauerhaft mit Leben zu füllen.
Auf der Liste mit Veranstaltungen, die das Kulturbüro plant, findet man viele alte Bekannte: Serenaden- und Wandelkonzerte, die Lesereihe „Ohren aufgeklappt“, Open-Air-Kino, Literarischer Sommer und Puppentheatertage. Letztere lassen langsam einen neuen Schwerpunkt für Krefeld entstehen — zumal auch die Reihe „Budenzauber“ mit Puppentheater für Erwachsene wieder stattfindet und Krefeld neben den „Pappköpp“ inzwischen eine weitere feste Spielstätte hat: das Theater Blaues Haus.
Am Herzen liegt dem Kulturbüro-Chef auch der zeitgenössische Tanz. In diesem Bereich hat Krefeld sich zum anerkannten Spielort entwickelt, was die erneute Teilnahme an „Tanz NRW“ beweist. Zudem entsteht mit „Twist“ eine neue Reihe, die künftig abwechselnd zum etablierten „Move“ stattfinden soll. „Durch ’Twist’ soll ein fester Austausch mit zwei Tanzhäusern in den Niederlanden und Belgien entstehen,“ sagt Sauerland-Freer.
Das Bandoneon-Festival findet zwar erst wieder 2012 statt, aber Sauerland-Freer plant bereits eine Ausstellung, die das Instrument stärker in der Stadt verankert. „Das Bandoneon ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal.“ Und genau die sind wertvoll — kulturell wie auch wirtschaftlich.