Kulturtage: Schauspielerin Nina Hoger liest Else Lasker-Schüler
Krefeld. Die expressionistische Lyrik von Else Lasker-Schüler gehört zur Weltliteratur. Dass die Autorin, geboren 1869 in Wuppertal und gestorben 1945 in Jerusalem, jüdischen Glaubens war, hat weniger ihr Schaffen, mehr ihr Leben beeinflusst.
Nach 1933 musste sie vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen. Bei der ersten Veranstaltung der Jüdischen Kulturtage in Krefeld erinnerten jetzt im Stadttheater die Schauspielerin Nina Hoger und die Klezmer-Band Ensemble Noisten unter dem Titel „Tiefer beugen sich die Sterne“ an die Dichterin.
Hogers Vortrag mischt eine biographische Skizze Lasker-Schülers mit Gedichten und Prosastücken der Autorin. Mit „Aus mir braust finst’re Nachtmusik“, eröffnet sie ihr Gedicht „Mein Tanzlied“. Doch das Ensemble Noisten mit Reinald Noisten (Klarinette), Claus Schmidt (Gitarre), Andreas Kneip (Kontrabass) und dem quirligen Shan Devakuruparan (Trommeln) unterbrach Hogers Vortrag durchaus mit heiteren Tanzstücken.
Klagende Balladen gehören natürlich ebenso zum Repertoire der Klezmer-Band, die Lebensachterbahn Lasker-Schülers spiegelt sich so musikalisch wider. Aus der bürgerlichen Ehe mit dem Arzt Berthold Lasker brach sie in Berlin aus. Auch eine zweite Ehe scheiterte, legendär ist Lasker-Schülers Freundschaft mit dem Dichterkollegen Gottfried Benn. Der sagte über sie: „Sie nahm sich die Freiheit, über sich allein zu verfügen, ohne die es Kunst nicht gibt.“
Die Kehrseite der Medaille: Armut war eine ständige Begleiterin der Dichterin, bedrohlicher aber wurde im Laufe des Lebens die Einsamkeit: „Ich bin so einsam, wer mich lange ansieht, fällt in einen Schacht.“ Der Tod der Mutter traf sie schwer, schwerer wahrscheinlich noch der frühe Tod ihres einzigen Kindes Paul.
„Es ist ein Weinen in der Welt, als ob der liebe Gott gestorben wär’“, so hebt ihr berühmtes Gedicht „Weltende“ an. An anderer Stelle schreibt sie: „Ich bin lebensmüde und will abenteuerlich sterben.“ Ein berührender Abend.