Meister des lässigen Strichs: Hödicke stellt im Kunstverein aus
K. H. Hödicke, der als „Neuer Wilder“ Bedeutung erlangte, holt für eine Ausstellung Zeichnungen aus der Schublade.
Krefeld. Wenige Striche auf ein Papier geworfen — die Zeichnung ist ein spontanes und sehr persönliches Ausdrucksmittel eines Künstlers. Solche Blätter sind nicht immer für die Öffentlichkeit bestimmt und verschwinden oft jahrelang im Atelier — um in manchen Fällen doch noch aufzutauchen.
So auch bei K.H. Hödicke, der 2008 anlässlich seines 70. Geburtstags ein Konvolut älterer Kohlezeichnungen für eine Ausstellung in der Düsseldorfer Galerie Wolfgang Gmyrek heraussuchte. Die zwischen 1975 und 1982 entstandenen Werke bilden einen sehenswerten Komplex. Davon kann man sich nun auch im Kunstverein überzeugen.
Dicht hängen die Blätter an den Wänden des Buschhüterhauses. Alle haben dasselbe Format: 86 mal 61 Zentimeter, hoch oder quer. Die Themen, die der seit Jahren in Berlin lebende Künstler mit expressivem Strich aufs Papier geworfen hat, sind vielfältig. Hödickes Liebe zur Architektur spiegelt sich in Stadtlandschaften wider, für die Berlin zahlreiche Motive liefert. Zeichnungen wie der Blick aus dem Atelier dokumentieren den historischen Wandel der Stadt. So zeigt sich der Potsdamer Platz als leere Fläche, einer Wüste Gobi gleich.
Weitere klassische Motive sind Selbstporträts, Interieurs und Landschaften, mit denen sich der Künstler in eine lange Tradition einreiht. Doch mit seiner Linienführung, bei der sich dynamische Kraft mit einer gewissen Lässigkeit verbindet, entwickelt er einen ganz eigenwilligen Stil.
Hödicke gehört zur Generation jener Künstler, die sich in der Nachkriegszeit nach einer längeren Phase der Abstraktion wieder für die Figuration interessiert haben. Diese Phase der deutschen Kunst hat er nachhaltig geprägt.
Mitte der 80er hat sich der Maler erstmals der Skulptur zugewandt. Die jetzige Ausstellung zeigt als interessante Ergänzung vier Arbeiten, die auf spannende Weise mit klassischen Bildhauertraditionen brechen. Täuschend echt wirkt ein großer Korb, der in Wahrheit aus Bronze besteht und bei entsprechender Berührung zum Klangkörper wird.
Eine andere Arbeit in Bronze ist mit weißer Farbe überzogen. Die als „Kadett“ bezeichnete Plastik besteht aus zwei Kanistern und einer Zeitungsmütze, alles in Bronze gegossen, doch die Farbe relativiert die Kostbarkeit des Materials. Ein typischer Hödicke — eigenwillig und spielerisch.
Westwall 124. Di.-Fr., 10-12, 16-18 Uhr, So., 11.30-14.30 Uhr. Bis 29. April.