Kunst Der erste A-Gang zum Thema Glaskunst
Krefeld · Krefelder Künstler öffnen auch am kommenden Wochenende ihre Ateliers und erlauben Einblicke in ihre Werkstätten.
Für Renate Sievers-Weiß ist dieser A-Gang nicht nur eine Premiere, sondern gleichzeitig noch eine zusätzliche Herausforderung. „Ich bin seit Anfang September hier und noch in der Such- und Platzfindephase“, sagt sie lachend. Zuvor hatte die Glaskünstlerin ihre Werkstatt am Dionysiusplatz. „Da kam ich gar nicht auf die Idee, am A-Gang teilzunehmen. Ich war doch in der Stadt präsent.“
Nun draußen an der Ortmannsheide 103 sieht die Sache anders aus. Das Ambiente für ihre Glasarbeiten hat sich deutlich verbessert: „Total toll bei dem Licht hier“, sagt sie im hellen Wintergarten, der ihre Galerie darstellt. Vorher arbeitete sie in einem Keller.
Seit fast zwanzig Jahren beschäftigt sich Sievers-Weiß mit dem Rohstoff Glas. Neben der Transparenz des Materials sind es vor allem die Farben, wenn diese dann auch noch im richtigen Licht strahlen können, die sie reizen. Die Fusing-Technik hat es ihr besonders angetan. Dabei bringt sie farbige Glasapplikationen auf eine transparente, meist farblose Trägerfläche aus Glas. Diese Technik der Glasverschmelzung, die eine Weiterentwicklung der bekannten Tiffany-Gläser ist, wendet sie gerne bei Gebrauchsgegenständen an. Vor allem bei Schalen kommt das Fusing schön heraus, wenn man nicht Obst oder anderes auf dem Glas stapelt.
Filigraneres Arbeiten — natürlich auch mit buntem Glas — erfordert die Herstellung von Glasperlen. Bunte Stäbe aus Muranoglas, aber auch eingelegtes Blattsilber oder Blattgold verarbeitet sie zu winzigen Kunstwerken.
Der Maler Christof Legde an der Ortmannsheide 185 gehört beim A-Gang zu den „alten Hasen“. Doch die letzten Vorbereitungen nerven den Routinier noch immer. „Die größte Quälerei für eine Ausstellung ist das Aufräumen!“ gesteht er und zeigt auf ein Gemälde, das noch auf einer Staffelei steht. „Dabei ist das Bild entstanden.“
Zur Entspannung beim Aufräum-Stress hat er eines seiner bevorzugten Motive in der x-ten Variation umgesetzt, von dem das Atelier schon gut gefüllt ist. Die Pfahlreihen, die die Kraft der Meereswellen brechen und somit den Strand schützen, sieht er als ein „Ordnungsprinzip“, das ihn seit langen fasziniert, wenn nicht schon seit den Ferien in Kindertagen an der niederländischen Nordseeküste.
Schaut man eines der Acrylgemälde mit diesem Motiv aus der Nähe an, entdeckt man Spuren von anderen Farbschichten, die durch die angekratzte Oberfläche durchblitzen. Da kann auch mal eine blaue Wasserlandschaft eine feine rote Linie erhalten und wie ein schmales Abendrot wirken, das aus einer unteren Schicht eines anderen Gemäldes stammt. Legde bringt viel Weite und Tiefe in seine Acrylgemälde. Mit Ölfarben zu malen, kommt für ihn nicht in Frage: „Ich bin viel zu ungeduldig für Ölfarbe!“
Künstlerisches Arbeiten mit viel Fingerspitzengefühl, mit allerfeinsten Details und Humor sind das Markenzeichen von Angela Schäfer. In ihrem Atelier Flügel an der Uerdinger Str. 256 sind es kleine Exponate, die zum genauesten Betrachten verlocken. Kleine Figuren hat sie aus Kaninchendraht und vielen Lagen Seidenpapier gebaut. „Mir ist wichtig, dass die Oberfläche immer glatt ist, um die Mimik meiner Figur heraus zu arbeiten – egal wie groß oder klein sie ist.“ Gewöhnliche Arbeiten aus Pappmaché sind ihr viel zu grob.
„Und mir ist auch wichtig, dass es immer Charaktere sind. Dazu haben sie alle immer Titel,“ erklärt die Künstlerin. So zum Beispiel ihre kleine Skulptur von Massimo, einem Koch, der seine Arbeit und das Essen sichtlich liebt und eine entsprechende Figur besitzt. Die Liebe zum Detail geht bei Schäfer sogar so weit, dass sie um die kleine Skulptur in ihrer Ausstellung Buchstabennudeln als Dekoration gestreut hat. Die finden sie genauso passend wie witzig um ihre Figuren zum Thema Literatur und Stein der Weisen. Hier hat sie Figürchen auf Pflastersteine gesetzt, die sie mit Textblättern beklebt hat.
Leseratten gibt es bei ihr nicht nur in Form dieser Püppchen, sondern auch in Streichholzschachteln als Tierchen. Ihren feinen Witz bringt die Künstlerin auch in kleinen Zeichnungen und Gemälden verschiedenster Techniken zum Ausdruck. Für sie ist es ihre letzte Beteiligung mit eigenem Atelier am A-Gang, denn es zieht sie nach Duisburg. „Aber ich will nicht alle Brücken abbrechen, sondern auch weiter die Kontakte hier pflegen und dann eventuell als Gast in einem Atelier des A-Gangs mitmachen.“