Kunst in der Friedenskirche

Drei Künstlerinnen präsentieren ihre Werke im Einklang mit der Architektur.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Im Kirchenraum haben sich ungewöhnliche plastische Formen angesiedelt. Im Altarraum hängt eine schwarze, löchrige Kugel, in einer Fensternische leuchtet es Weiß und Orange. Diese ausgefallenen Skulpturen sind die Blickfänge einer neuen Ausstellung in der Friedenskirche, die am kommenden Sonntag eröffnet wird. Geschaffen hat sie Sigrid Neuwinger, die gemeinsam mit ihren Kolleginnen Gudrun Kleffe und Ingeborg Schmidthüsen eine abwechslungsreiche Schau präsentiert.

Sigrid Neuwinger, Künstlerin

Auf den ersten Blick arbeiten die drei Künstlerinnen sehr unterschiedlich, nähern sich durch ihre Vorliebe für besondere Materialien und vielfältige Techniken aber auch wieder an. So benutzt Neuwinger gerne Plastik, dessen Verwandlungsfähigkeit sie besonders schätzt. Oft spannt sie es über Drahtkonstruktionen und erhitzt es dann. Durch das Schmelzen verzieht sich das Material, es entstehen eigenwillige Formen. „Das Material wird vom Zweck befreit, es ergibt sich ein neuer Organismus“, sagt die Künstlerin dazu.

Manches erinnert an pflanzliche Elemente, ein Eindruck, der durch grüne Farbe noch verstärkt wird. Doch auch aus schwarzen Gummiteilen oder durchsichtigen Plastikhüllen kreiert Neuwinger Skulpturen von großem ästhetischem Reiz. Die oft alltäglichen Materialien sind für sie Handwerkszeug, mit denen sie Formen schafft, die sich durch eine besondere Plastizität auszeichnen. „Sie sollen leicht und luftig sein“, betont sie. Dass man das nicht immer sofort erkennen kann, macht einen weiteren Reiz aus. Nur bei einer wie zufällig an die Wand befestigten Drahtform sind Transparenz und Leichtigkeit das offensichtliche Thema.

Bei den anderen Arbeiten, die sich perfekt in die Architektur der Kirche einfügen, überwiegt das Spiel mit Sein und Schein. Verborgenes und Sichtbares sind auch Thema bei Gudrun Kleffe. „Eigentlich komme ich von der Malerei, aber das Textile fasziniert mich“, erklärt sie.

Mit Stoffen entstehen Bilder, die eher Objektcharakter haben. Vier Beispiele findet man im Altarraum. Transparenter weißer Stoff bildet die Flächen, unter denen verschiedene plastische Elemente dezent sichtbar verborgen sind. Eine Form bildet ein Kreuz, das andere erinnert an ein Boot. Durch die sichtbaren Schichten entsteht eine Tiefe und Plastizität, die der Künstlerin sehr wichtig ist.

Eine interessante Verbindung von Malerei und textilen Zutaten zeigen zwei Bilder im Eingangsbereich der Kirche. Ein Gespinst aus Wollfäden sucht sich wie gezeichnete Linien seinen Weg über die Farbflächen. Die Linie ist auch ein wichtiges Thema für Ingeborg Schmidthüsen. Die Linie ist auch Grundlage für das geschriebene Wort. „Beim Schreiben entsteht ein ganz besonderer Rhythmus“ sagt Schmidthüsen. Mehrfach hat sie die Buchstaben des Alphabets in Zeilen geschrieben und bis zur Unkenntlichkeit immer wieder überschrieben. Entstanden ist ein neues Bild, in dem Ordnung, Rhythmus und Chaos gleichermaßen aufeinandertreffen. „Vom Werden der Worte“ heißt eine mehrteilige Arbeit in der Kirche, die mit verschiedenen Schriftzeichen, Materialien und literarischen Zitaten eine bildgewordene Kulturgeschichte der Schrift bildet.