Komiker Michael Mittermeier: „Das Lachen unterscheidet uns von den Terroristen“
Komiker Michael Mittermeier zog im Seidenweberhaus alle Register seines Könnens. Das Publikum war begeistert.
Seit 33 Jahren tourt Michael Mittermeier schon über die Comedy-Bühnen und wirkt noch immer so frisch und elanvoll wie eh und je. Dabei hilft dem Oberbayern sein vielseitiges Talent als TV-Junkie, Comedian, Musiker, Entertainer, Filmemacher, Buchautor und Weltreisender. „Wir wollen heute Spaß haben“, verkündet er im vollbesetzten Seidenweberhaus und stößt auf ungeteilte Zustimmung. „Denn das Lachen unterscheidet uns von den Terroristen.“
In seinem aktuellen Programm „Lucky Punch – Die Todes-Wuchtl schlägt zurück“ zieht er in den Kampf gegen den Wahnsinn in der Welt. Der Komiker als Herausforderer gegen die vermeintlich übermächtige Absurdität des Alltags. Ihm bleibt dabei nur die Chance auf einen Lucky Punch, also auf jenen Glückstreffer, der einem angeschlagenen Boxer im Ring unverhofft den Sieg beschert.
Seine Geheimwaffe dabei ist die Todes-Wuchtl, womit Österreicher eine besonders schlagfertige Antwort bezeichnen. Und in Sachen Schlagfertigkeit ist er so gut wie unschlagbar, wie er im Zwiegespräch mit dem Publikum immer wieder beweist. So heißt es denn „Ring frei ohne Mundschutz“ für den begnadeten Stand-Up-Comedian im Kampf der Superhelden dieser Welt und jeder gegen jeden: Batman gegen Baywatch, Chuck Norris gegen Wonder Woman oder geistige Veganer gegen verbale Metzger. Ein ums andere Mal setzt Mittermeier seine Pointen wie Schläge genau auf den Punkt – knallhart, zwei Stunden lang, aber immer lustig, nie belehrend, stets locker.
Was bei ihm als Vollprofi so spielerisch leicht aussieht, ist allerdings harte Arbeit. Die Kunst besteht darin, dass das Publikum dies nicht bemerkt. Mit all seiner Routine gelingt es dem 53-Jährigen, seine teils bitterbösen Wahrheiten so geschickt sprachlich und komödiantisch zu verpacken, dass das Ergebnis ungeteilten Spaß vermittelt.
Dazu trägt bei, dass er gerne rumalbert, mal als trotziges Kind, mal als jammernder Erwachsener. Zunächst macht er sich über die Spezies Männer lustig, die vor Selbstbewusstsein strotzt und vor lauter Primatengehabe kaum gehen kann. „Wir stehen frontal vor dem Spiegel, während die Frau sich davor verrenkt und auch noch einen Spiegel von hinten und der Seite braucht.“
Doch schon in der Rolle des Nikolaus’ wird Mittermeier von seiner elfjährigen Tochter entzaubert. Von der Existenz einer Vorpubertät habe ihn niemand gewarnt, klagt er. „Eine Elfjährige, die noch nicht einmal weiß, dass der richtige Vorname von Goethe nicht ‚Fuck you‘ ist.“ Seine Tochter habe ihn gefragt, welche Partei er gewählt habe. Auf seine Antwort „Die Grünen“ kam die Gegenfrage „Und wenn Krieg ist?“ „Dann dürfen die Panzer nicht mehr in die Innenstadt fahren.“
Eigentlich habe der Comedian keine Lust mehr auf Donald-Trump-Witze, verkündet er. Aber mit: „Ich akzeptiere, dass Trump der bessere Komiker ist“, schlägt er voller Häme zu, um dann dessen Aussage zu einem Amoklauf an einer amerikanischen Schule zu kommentieren. Trump sagte, er wäre in die Schule gegangen und hätte den Täter auch ohne Waffen überwältigt. Darauf Mittermeier mit beißender Ironie: „Das würde ich beim nächsten Mal gerne erleben.“ Auch Angela Merkel („hat weder Witz noch Leidenschaft“) und Kim Jong-un („Silbereisen in Uniform“) bekommen ihr Fett weg.
Woher er denn seine Gags habe, fragt eine Besucherin zum Schluss. „Vom Beobachten und Zuhören“, meint er, und verweist auf die Antwort einer Krefelder Lehrerin zuvor, sie unterrichte Mathe, Sport und Glück. Ein gefundenes Fressen und eine Steilvorlage für den Bühnenprofi, der fortan „Glück“ zum Dauerbrenner des Abends macht und den Krefeldern ob einiger weiterer Wortbeiträge bescheinigt, in Sachen Humor eine Art Selbstversorger zu sein.