Mit Zeichenstiften dem Himmel so nah
Im Kunstspektrum ist ab heute die Ausstellung von Stefan Kaiser zu sehen. Er hat dem ganzen einen speziellen Namen geben . . .
Die Himmel von Stefan Kaiser hängen nicht voller Geigen, sie sind auch kaum farbig. „Ich mag keine Postkartenhimmel“, sagt der 1952 geborene Zeichner und Fotograf, der bei Joseph Beuys und Erwin Heerich studierte, in Viersen lebt und seit 1981 seine Arbeiten in vielen Ausstellungen präsentierte. „Himmelsmanuskripte“ nennt er die Exponate, die er ab heute im „Kunstspektrum“ der „Gemeinschaft Krefelder Künstler GKK“ an der St.-Anton-Straße zeigt. 44 Positionen sind auf der Liste aufgeführt, die Werke sind thematisch sortiert auf die zwei Räume im Untergeschoss und die vier im Obergeschoss verteilt.
Daran, dass Kaiser in der Vergangenheit vorwiegend mit Bleistiftzeichnungen hervorgetreten ist, erinnern die Bäume in dem kleinen Raum in der zweiten Etage. „Himmelsbaum“ ist eine Serie betitelt, da sind Kopfbuchen zu erkennen, Esskastanienbäume und der „Olivenbaum in Renoirs Garten“. Bleistift, Farbstift und Aquarell hat er verwendet und lässt seine Motive als überirdische Wesen erscheinen. „Die Bäume wachsen nicht in den Himmel — den wir kennen“ titelt er dazu. Bäume, so Kaiser, stehen auf dem Boden und verlieren sich im Himmel. „Im Himmel ist alles gespeichert“, so stellt sich Kaiser den Himmel vor.
Seine Himmel hat er selber gefüllt, mit Schrift. Fotografien waren die Grundlage, oft sind daraus Kompositionen entstanden, die er aus Einzelteilen zusammengebaut hat. Immer liegen die Horizonte tief, ein langes Gewächshaus mit einer unterbrochenen Baumreihe steht quer auf dem Format, darüber hängt ein dramatischer Himmel, der eng beschrieben ist. So hat es Kaiser öfter praktiziert, seine „Manuskripte“ mit der Hand in die Himmel geschrieben, fotografiert und zusätzlich auf den Fotodruck geschrieben. Die Schriftzeichen addieren sich zu einer nicht mehr lesbaren Struktur, werden zu Bildelementen. Sie erinnern an das Krakelé auf Ölbildern und scheinen weniger wie Zutaten als wie Verletzungen auf den Flächen zu wirken. Auch sind Bildbegrenzungen aufgezeichnet, die wieder überschritten werden.
Seine Fotomotive findet Kaiser zumeist am Niederrhein und der Nachbarschaft, wie beim „Himmel über der Brasselstraße“. Aber auch am Rhein sah er ein der Schifffahrt dienendes Zeichen, das wie ein Fremdkörper in der Natur wirkt. Die Montagne Ste. Victoire — einst der „Hausberg“ von Paul Cezanne — in der Provence ist darunter, die wie alpine Gipfelspitzen wirkt. In einer Werkgruppe hat er die Himmel überbaut. Filigrane Geflechte sind auf die Papiere gelegt, sie scheinen als mögliche Konstruktionen real zu sein. Einmal lässt Kaiser die Konstruktion aus dem Bild hinaus über die Wand wachsen. Und dann sind schließlich auch noch die „Farben des Himmels“ zu sehen. Jeweils ungefähr quadratisch — 38 mal 36,5 Zentimeter — sind sie als Auflagenobjekte ausgeführt. Sie sind jeweils blau oder golden, weiß oder grau und in einer differenzierten Oberflächengestaltung. Schwarz gibt es auch, ebenso „über den Wolken“ und „im Wasser“.
Stefan Kaiser zeigt, dass er seine handwerklichen Fähigkeiten als Zeichner nicht benutzt, um vordergründige Effekte zu erzielen. Er weiß virtuos mit den Zeichenstiften und den digitalen Werkzeugen umzugehen und erschafft von der Natur ausgehend surreale Bildwelten. Ein Himmelsstürmer ist er nicht, aber er erobert sich mit seinen Mitteln seinen eigenen Himmel, in den er die Betrachter einlädt.