Krefelder Kultur Mord und Drama auf der Bühne

Verdis Oper „Ein Maskenball“ feiert am kommenden Samstag Premiere im Stadttheater. Im Mittelpunkt: J.F. Kennedy.

Foto: Matthias Stutte

Krefeld. In wenigen Tagen zieht in Washington Donald Trump in das Weiße Haus ein. Direkt ins berühmte Oval Office führt auch die nächste Premiere im Krefelder Theater. Ab kommenden Samstag steht die Oper „Ein Maskenball“ von Giuseppe Verdi nach langer Zeit wieder auf dem Spielplan. Regisseur Andreas Baesler stellt einen berühmten Vorgänger Trumps in den Mittelpunkt der Handlung, nämlich John F. Kennedy. Denn auch bei Verdis 1859 uraufgeführter Oper geht es um Verschwörung und Mord.

Dabei benutzte auch der Komponist ein historisches Ereignis. 1792 wurde der schwedische König Gustav III. von seinen politischen Gegnern auf einem Maskenball ermordet. Im Italien des 19. Jahrhunderts war den Zensurbehörden dieser Stoff zu heikel. Verdi löste das Problem, in dem er eine zweite Fassung schrieb, die im amerikanischen Boston spielt und aus dem König einen Gouverneur macht. „Seitdem gibt es eine schwedische und eine amerikanische Fassung“ erklärt Operndirektor Andreas Wendholz.

Die amerikanische Fassung hat sich durchgesetzt und wird jetzt mit der Verlegung in die Kennedy-Ära noch ein Stück weiter in die Gegenwart geholt. Doch für den Regisseur ist vor allem entscheidend, dass mit der Figur des Riccardo eine schillernde Persönlichkeit zwischen Liebe und Macht gezeigt wird. In der Oper stehen weniger politische als zwischenmenschliche Konflikte im Vordergrund. Allerdings wird die Rivalität zwischen Riccardo und dem Offizier Renato um dessen Frau Amelia zum Auslöser für die politische Verschwörung.

Der opulente Ball, auf dem Riccardo erschossen wird, ist der dramatische Höhepunkt des Geschehens. Optisch wird der Ball ein wenig an „Vom Winde verweht“ erinnern, wie Wendholz verrät. Ansonsten spiegeln die Kostüme von Caroline Dohmen stilecht die amerikanische Mode der 1960er Jahre wider. Das Bühnenbild von Hermann Feuchter zeigt einen originalgetreuen Nachbau des Oval Office.

Die musikalische Leitung des Abends hat Generalmusikdirektor Mihkel Kütson. Für ihn zählt die Oper zu Verdis besten Werken, die aus seiner mittleren Schaffensperiode stammt. „Es gibt differenzierte Klangfarben und musiktheatralische Effekte wie bei Wagner“ sagt er. „Mit einer Länge von zehn Minuten gibt es auch das längste Liebesduett von ihm darin“, ergänzt Wendholz mit einem Schmunzeln. Die Musik spiegelt die große Gegensätzlichkeit der Gefühle wider, es gibt klare Brüche und teilweise kammermusikalisch ausgearbeitete Passagen. „Die Musik stellt hohe Anforderungen an die Solisten und wir sind stolz, dass wir das adäquat besetzen können“, sagt Kütson. Als Riccardo wird Michael Simon zu hören sein, Johannes Schwärsky als sein Rivale Renato, Izabela Matula singt die Amelia, Eva Maria Günschmann die Wahrsagerin Ulrica.

Auch für diese exotische Figur, die bei Verdi als typische Opern-Zigeunerin geschildert wird, hat der Regisseur eine moderne Entsprechung gefunden. Ulrica ist eine dem Naturglauben verbundene, afroamerikanische Wahrsagerin.

Und aus der für einen Sopran geschriebenen Hosenrolle des Oskar wird hier eine Miss Oskar. Sophie Witte wird diese junge Mitarbeiterin des Präsidenten verkörpern. Wer das Liebes- und Politdrama im Weißen Haus am Samstag miterleben möchte, sollte sich beeilen. Es gibt nur noch Restkarten.

Weitere Aufführungen: 21. Januar, 19. Februar, 21. März, 30. April, 12., 24. Mai und 29. Juni. Karten gibt es unter der Telefonnummer 805 125.