Mosaik: August Pigulla und seine Kunst an der Fassade
Er gehörte zu den Meisterschülern von Gustav Fünders. Noch heute lebt und arbeitet der 89-Jährige in Krefeld.
Krefeld. Es ist eines der schönsten Beispiele in Krefeld für Kunst im öffentlichen Raum. Das aus mattfarbigen schwarzweißen Stein-und Glasplatten bestehende Mosaik an der Fassade des ehemaligen Hauptzollamtes am Jungfernweg dürfte den meisten Krefeldern bekannt sein.
Glaskunst in Krefeld
Entstanden 1965, erstrahlt die 1200 mal 1250 Zentimeter große Wand nach Sanierung des heute anders genutzten Gebäudes jetzt wieder in altem Glanz. Der Entwurf stammt von August Pigulla, dem bis heute tätigen und über die Grenzen Krefelds hinaus bekannten Glaskünstler. Gemeinsam mit Joachim Klos (1931-2007) und Hubert Spierling (Jahrgang 1925) gehört er dem außergewöhnlichen Trio von Meisterschülern an, das aus der berühmten, von Gustav Fünders geleiteten Klasse für Glas-und Mosaikgestaltung an der Krefelder Werkkunstschule hervorgegangen ist.
Pigulla wurde 1923 in Schlesien geboren, war Soldat und kam erst 1945 nach Krefeld. Sein künstlerisches Interesse ist früh ausgeprägt, er zeichnet gerne und begeistert sich für Licht- und Farbphänomene. Ein Zeitungsartikel über Gustav Fünders ist der entscheidende Auslöser für seine berufliche Laufbahn. „Glasgestalter, so einer will ich auch werden!“ lautet sein Entschluss. Der junge Mann bewirbt sich persönlich bei Fünders und eine fünfjährige Studienzeit an der Werkkunstschule beginnt.
1957 ist er Meisterschüler und experimentiert bereits damals gerne mit neuen technischen Möglichkeiten. Ausgehend von der Tradition der Glasmalerei versucht er zugleich deren Grenzen zu überwinden. Ohne trennende Bleiruten fügt er Glasstücke collagenartig zusammen oder schichtet sie zu Reliefs.
Die 50er und 60er Jahre sind auch in der Glaskunst Zeiten des Aufbruchs und Umbruchs gleichermaßen. Es wird viel gebaut und restauriert und der Bedarf an Glasgestaltungen ist groß. Pigulla ermöglicht dieser Umstand eine freischaffende Tätigkeit mit Studienabschluss. Er bekommt viele Aufträge für Glasfenster, Mosaike und Reliefs im sakralen und öffentlichen Raum. In seinen Entwürfen entfaltet er stets ein Gewebe aus Strichen, Linien und Flecken, dessen rhythmische Formationen und zwanglos geführte Verläufe an musikalische Strukturen erinnern. Pigulla selbst erinnert sich gerne an den Geigenunterricht seiner Kindheitstage und die daraus resultierende Liebe zur Musik.
Charakteristisch für seine Arbeit sind auch die grafischen Strukturen, die aber anders als bei seinem Lehrer konkret pflanzliche Motive überwinden. Ein schönes Beispiel seiner frühen Arbeiten ist das im Besitz des Kaiser-Wilhelm-Museums befindliche „Glasbild mit Goldrosa“ von 1961. In diesem Jahr erhält Pigulla auch den Kunstpreis der Stadt Krefeld und des Niederrheins.
Transparenz und Farbe verbindet er eindrucksvoll in seinen Glasskulpturen, von denen einige heute in der Sammlung des Deutschen Glasmalereimuseums in Linnich zu finden sind.
Als Dozent an der Fachhochschule Dortmund gibt er ab 1971 fast zwanzig Jahre lang sein Wissen weiter. Auch hier legt Pigulla Wert auf erweiternde Gestaltungsmöglichkeiten und er hat die Technik der Klarglasätzung neu in die Studiengänge eingeführt.
2009 hat ihn der Verein „Kunst und Krefeld“ mit einer Ausstellung geehrt, die nicht nur retrospektiv war. Neue Arbeiten von Pigulla wie seine thermischen Gravuren sind Zeugnis einer vom Alter nahezu ungebremsten Kreativität.