"Mostly Other People Do the Killing": Hemmungslos durch den Fleischwolf gedreht
Das Quartett spielt Jazz mit der Energie des Punk.
Krefeld. Klar, sie sind auch noch Halloween-Freaks. Mit aufgeklebten Schusswunden an der Stirn kommen drei der vier Herren auf die Bühne. Der vierte huldigt dem Brauch eher unauffällig mit angeklebtem Schnauzbart und Schiebermütze. Dummerweise hatte keiner Süßes dabei, und so gab einem das New Yorker Quartett „Mostly Other People Do The Killing“ überwiegend Saures.
Der Jazzklub hatte die als „Bebop-Terroristen“ apostrophierten Musiker in den Rittersaal der Burg Linn eingeladen. Mit der Tradition gingen sie so ehrfürchtig um wie ein Einbrecher mit der Tür, die ihm den Weg versperrt. Selten hat in Krefeld eine Band den Jazz so hemmungslos durch den Fleischwolf gedreht. Ob Modern, Fusion oder Latin, alles wurde mit der Energie des Punk über den Haufen gerannt.
Moppa Elliot ist der Spiritus Rector, seine eher stoischen Kontrabasslinien liefern noch ein wenig Orientierung im Getöse. Den Punk entfacht dafür beinahe permanent Kevin Shea am Schlagzeug. Seltene leise Passagen hält er kaum aus, unvermittelt wirbelt er wieder los, damit die Kollegen bloß nicht elegisch abdriften.
Ein weiteres Jekyll-und-Hyde-Gespann bilden Trompeter Peter Evans und Jon Irabagon am Tenorsaxophon. Letzterer spürt mit süffigem Klang manchmal Soul und Blues hinterher, schnell fährt ihm dann Evans in die Parade. Er ist die Entdeckung in der Band. Mit stupender Geläufigkeit rast er durch äußerst eigenwillige Melodielinien, kann diese mit Hilfe der Zirkularatmung scheinbar endlos ausdehnen. Überblasen, mehrstimmiges Spiel, Techniken, die sonst kaum ein Trompeter einsetzt, hat er derart perfektioniert, dass man nur staunen kann.
Viel Applaus für die Band und ihre komisch servierte Punk-Revoluzzer-Attitüde. Am Ende ist man aber auch ein wenig — nun, ja — erschöpft. kMs