Kultur Motto: Grenzen sprengen

In der Gaming Lounge von TakeTV steigt die dritte Auflage der Ausstellungs-Reihe „Ostblock“ mit zwölf jungen Künstlern.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Grenzen sprengen“ lautete der Titel einer Schau in der Gaming Lounge von TakeTV an der Alten Linner Straße. Es war die dritte Auflage der Ausstellungs-Reihe „Ostblock“, bei der zwölf junge Künstler Malerei, Street Art, Fotografie und Video zeigten. Die Ausstellung war traditionell angelehnt an den Tag der Deutschen Einheit. Erinnert dieser an die Überwindung des Eisernen Vorhangs, das Ende des Kalten Krieges sowie der DDR, so wollten auch die Macher ein Statement setzen. „Gegen die ewig wiederkehrende Geschichte der Feindbilder“, bringt es Jaroslaw Masztalerz, einer der Initiatoren, auf den Punkt.

Um die Vielfalt zu zeigen, erfolgte das Aufhängen der Exponate nicht nach Künstlern geordnet, sondern der Besucher wanderte von Künstler zu Künstler. Zeigten in den Vorjahren vor allem Kunstschaffende mit osteuropäischen Wurzeln ihre Werke, waren diesmal erstmals auch Kreative mit türkischen Wurzeln dabei. So wie der Computer-Künstler Ümüt Yildiz. Eines seiner Exponate trägt den Titel „1915 Aghet“. Es zeigt eine weibliche Figur, die hinter einem „Vorhang“ aus dunklen, vertikalen und durchbrochenen Linien vor blutrotem Hintergrund über einer am Boden liegenden Gestalt kauert.

Als „Vorlage“ diente Yildiz ein ikonenhaftes Foto zum Völkermord an den Armeniern: Auf diesem ist eine Mutter zu sehen, die über ihr am Boden liegendes, totes Kind gebeugt ist. Der Kommunikationsdesign-Student und Medieninformatiker Yildiz erzählt: „Die Menschen sind damals in die Wüste geschickt worden, und das Kind ist verhungert.“ Der Künstler hat das Ursprungs-Foto digital überarbeitet. „Ich habe einen Programm-Code geschrieben, und der Computer hat die Linien erstellt,“ erklärt er. Abschließend hat er das Ergebnis rot koloriert. „In Zusammenhang mit dem armenischen Völkermord möchte ich als Türke eine Brücke zwischen der Leugnung und der Wahrheit schlagen“, sagt der Student der Hochschule Niederrhein und ergänzt: „Aghet nennen die Armenier den Völkermord.“

Der surrealistischen, albtraumhaften Formensprache bedient sich David Wallmann. Eines seiner Werke zeigt Hillary Clinton als Killer-Amazone und Donald Trump als feist grinsenden Alien-Kopf. Ein „Mikro-Typo“ mit dem Titel „Der Bär“ verweist auf „den bösen Russen“, erläutert Jaroslaw Masztalerz eines seiner Exponate. „Mutti“, eine Art Medusa in blau-weiß-rot, enthält Verweise auf den Kommunismus und demokratisches Denken. Wie fügt sich hier die „Native-Serie“ mit Porträts eines Indianers, Eskimos und Aborigenes ein? Masztalerz: „Die wiederkehrende Geschichte der Feindbilder ist immer dieselbe. Nachdem Kulturen dezimiert wurden, begriff man, wie groß sie waren.“

Faszinierende Seh-Eindrücke lieferten Kurzvideo-Loops mit passender Lounge-Musik: Der Betrachter sah fortwährend neue, farbige Elemente und dann — ein prasselndes Feuer? Mitnichten. „Wir haben einen Wasserstrahl in neunfacher Slowmotion analog gefilmt und am PC bearbeitet“, erläutert Jaroslaw Masztalerz. Zum Kunstgenuss gab es Live-Musik, unter anderem von den Krefelder Acts „SF Gang“ und „Doa Sound“.