Move: Tanz im geisterhaften Licht
Bei der Premiere von „Sights“ verbindet Choreografin Christine Bunel ihre Bewegungen mit live eingespielten Videobildern.
Krefeld. Die Leinwand nimmt fast die gesamte Raumhöhe ein. Auf der Studiobühne 1 der Fabrik Heeder, wo Christine Bunels Tanzstück „Sights“ seine Uraufführung erlebt, verschränken sich verschiedene Ebenen. Doch die als intimes Gespräch aus Tanz, Video und Musik angekündigte Aufführung beim Festival Move funktioniert nicht durchgehend.
Die live am Tricktisch und Videomischer produzierten Bilder (Videoszenografie: Kirill Lorenz und Elio Wahlen) lenken manchmal von den Aktionen Bunels ab, die selbst als Tänzerin agiert. Mit minimalistischen Bewegungen in Zeitlupentempo, die durch unglaubliche Körperbeherrschung möglich werden, erforscht sie den Raum.
Gleich im ersten Bild tastet sie sich auf allen Vieren, mit geschmeidigen, an ein Tier erinnernden Bewegungen über die Bühne. Im Gegenzug richtet sich auf der Leinwand eine gefaltete weiße Papierform auf. In der nächsten Szene ändert sich der Charakter der meditativen Musik. Man hört schleifende Geräusche, und auf die helle Leinwand schieben sich von beiden Seiten bedrohlich dunkle Flächen. Ein Quadrat isoliert sich, es entsteht der Eindruck, die Tänzerin könne dessen Bewegung beeinflussen. Doch sie wendet sich plötzlich ab — und das Schwarz erobert sich die komplette Fläche.
Nach dieser direkten Auseinandersetzung zwischen Tanz und Bild wirkt die nächste Szene etwas banal. Unendlich langsam rollt sich die Tänzerin über die Bühne. Auf der Leinwand greifen zwei Löffel die Kreisbewegung auf. Zum Schlussbild wird der Raum mit farbigen Lichteffekten bespielt, die geisterhaft aufflackern. Im Wechsel von Bewegung und Innehalten greift Bunel das Licht auf, Tanz und Bild finden wieder zueinander.