Musik gegen das Unrecht im Südbahnhof

Niasony Okomo wohnt in Kempen, doch sie stammt aus dem Kongo: Ihre Songs sind Rhythmus, Lebensgefühl — und Anklage.

Foto: DJ

Krefeld. Für ihre Musik schöpft Niasony Okomo im Fundus vieler Stile: funkiger Afrobeat, treibender Reggae und Soukous, die afrikanische Rumba. Am Samstagabend brachte sie die heißen Rhythmen Afrikas in ihrer persönlichen Mischung auf die Bühne des Südbahnhofs, begleitet von der Formation Jin Jin.

In Niasonys Texten gibt es ein Thema: Ungerechtigkeit. Davon hat die 1973 im Kongo geborene Musikerin, die mit 13 Jahren ihrer Mutter nach Deutschland folgte, am eigenen Leib erfahren. Heute lebt sie in Kempen.

Sie moderiert ihr Konzert, so dass es den Besuchern möglich wird, einen Hauch der sozialen Missstände zu verstehen, die sie besingt. „Du kommst nach Hause, und dein Haus ist nicht mehr da“, erklärt Niasony. Hunger gehörte ebenfalls zu den Erfahrungen ihrer Kindheit, die sie in ihrem ersten Song verbalisiert. Wären da nicht die kreisenden Handbewegungen auf ihrem Bauch, wäre es nicht möglich, den Inhalt zu erahnen. Sie singt in ihrer Muttersprache Lingala.

So kann man ihr nur glauben, dass die Inhalte ihrer Songs, die sie tief vom Rhythmus durchdrungen tanzend präsentiert („If I am sad, I want to dance“) sozialkritisch und pessimistisch sind. Doch nicht nur die Ungerechtigkeiten im Kongo beklagt sie, auch in Deutschland hat sie sie erlebt. Über die Abschiebung ihres Bruders im Jahr 2007, der bereits zwölf Jahre lang in Deutschland gelebt hatte, hat sie einen Song geschrieben.

Niasony animiert das Publikum immer wieder, Wörter mitzusingen und zu tanzen, doch das tun viele schon von den ersten Akkorden an. Die Sängerin wird in der Szene für ihre samtige Stimme gerühmt, man bezeichnet sie als „Tina Turner des Kongos“. Leider kann sie sich bei der schwach ausgesteuerten Technik an diesem Abend kaum gegen die Instrumente durchsetzen. Der Klangteppich von Trommeln, Trompete, Saxofon, Gitarren und anderen Instrumenten erstickt ihre markante Stimme. Doch dem Spaß an der Musik tut das keinen Abbruch — auf und vor der Bühne.